Herr Professor Kirchner, Sie haben sich die Ausstellung „Courbet. Ein Traum von der Moderne“ angeschaut. Der Kurator Professor Klaus Herding war Ihr Kollege an der Goethe-Universität.
Ja.
Welchen Eindruck haben Sie von Herrn Herdings Konzept – von seinem Blick auf den träumerischen Courbet?
Es ist auf jeden Fall ein völlig neuer Blick auf Courbet, der den bisherigen Blick, der vor allem den Realismus in den Vordergrund gestellt hat, korrigiert. Jetzt muss man sehen, ob dieser neue Ansatz trägt, oder wie weit er trägt, und ob er zu einer Korrektur, zu einem völlig neuen Bild von Courbet führt.
Haben Sie selbst zu Courbet geforscht?
Nein, zum neunzehnten Jahrhundert habe ich am Beginn meiner Universitätslaufbahn geforscht, aber jetzt nicht mehr. Mittlerweile arbeite ich zum siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert – und zum zwanzigsten.
War bei den Kunstwerken in der Ausstellung eines dabei, das Sie besonders fasziniert hat?
Ja. Das „Selbstbildnis am Abgrund“, das Sie auch auf den Plakaten zeigen, finde ich vom Ausdruck her am stärksten. Aber ich muss zugeben, dass ich nicht alle Bilder gesehen habe, es war doch recht voll. Ich muss noch mal vorbei kommen.
Sehen Sie es mit Herding so, dass Courbet ein Vorbereiter der Moderne war?
Das kommt natürlich darauf an, wie man Moderne definiert. Man kann Moderne in der Tradition des Realismus definieren oder im Sinne des Surrealismus oder Symbolismus, wie es hier offensichtlich getan wird. Dass Courbet für die Moderne von zentraler Bedeutung ist, steht völlig außer Frage.
„ZENTRALE BEDEUTUNG FÜR DIE MODERNE“
13.04.2011
2 min Lesezeit
Der Kunsthistoriker Professor Thomas Kirchner hat sich „Courbet. Ein Traum von der Moderne“ angesehen. Das Porträt „Selbstbildnis am Abgrund“ hat ihn am meisten beeindruckt.