Nachdem Jean Benoît (1922 Quebec – 2010 Paris) 1947 nach Paris gekommen war, schloss er sich sofort der surrealistischen Gruppe um André Breton an. Zusammen mit der Künstlerin Mimi Parent, die er 1948 heiratete, fertigte er Zeremonienkostüme an, um darin die Wirklichkeit mit dem Fantastischen zu verschmelzen.
Bei der Ausstellung EROS 1959 trat Benoît in einer Art Performance mit dem Titel „Exécution du Testament du Marquis de Sade / Die Vollstreckung des Testaments von de Sade“ auf, in dem die geladenen Gäste eine Selbstbestrafungszeremonie absolvieren mussten. André Breton publizierte in der Neuauflage von Der Surrealismus und die Malerei einen Text über das Ereignis und würdigte Benoîts Beitrag zu der außergewöhnlichen Performance.
DÜSTERKEIT UND ABSURDITÄT
Seine Ausbildung hatte der Künstler an der École des Beaux-Arts in Montreal absolviert, an der auch seine spätere Frau Mimi Parent studiert hatte. Ab 1964 schuf Benoît sogenannte „Costumes de nécrophile / Kostüme der Nekrophilie“, die an Szenen aus klassischen Schauergeschichten erinnern. 1965, bei der letzten surrealistischen Ausstellung „L’écart absolu (Die absolute Abweichung)“ war Benoîts ironischer Kommentar auf die Sportbegeisterung in Frankreich ausgestellt: „Antiquité du XXième siècle / Antiquität des 20. Jahrhunderts“, ein mit Stacheldraht umwickelter amerikanischer Football.
Benoîts Werke, häufig in Bronze gefertigt, enthalten zumeist eine übersteigerte erotische Symbolik, schwankend zwischen Düsterkeit und Absurdität, gleichzeitig kombiniert mit akribischer Genauigkeit in den Details. Horror und Lachen, Dämonologie und de Sade’sche Fantasien Treffen sich in diesen ungewöhnlichen und manchmal monströsen Skulpturen.
Die Wildheit und die mühsam verborgenen dunklen Seiten der menschlichen Psyche werden thematisiert, sodass der Betrachter zwischen unterschiedlichsten Gefühlen schwankt. Besonders bekannt wurde die ebenfalls 1965 ausgestellte Bronzeskulptur „Le Bouledogue de Maldoror / Die Bulldogge des Maldoror“, die sich auf die Gesänge des Maldoror des von den Surrealisten hoch verehrten Comte de Lautréamont bezieht.
Benoît nahm 1989 an den Ausstellungen Petits et grands théâtres de Marquis de Sade sowie 1992 an Sauvages des Îles et Sauvages des Villes in Paris teil. Seine erste Einzelausstellung hatte er erst 1996 in der Pariser Galerie 1900 – 2000. Benoît starb im Sommer 2010.