2019 jĂ€hren sich nach 50 Jahren die âStonewall-Riots, der Aufstand einer queeren Community gegen willkĂŒrliche Polizeigewalt in der New Yorker Bar Stonewall Inn. Noch heute gilt sie als Start der queeren Emanzipationsbewegung. AnlĂ€sslich des Christopher Street Day in Frankfurt, hat DJ barbecute björn, auch bekannt als Resident-DJ der queeren Parties âAtomicâ und âClub 78â in Frankfurt, eine Playlist erstellt, die einen Bogen zwischen Classics und moderner LGBTQI*-AttitĂŒde schlĂ€gt:
Diana Ross âIâm coming outâ
Noch Fragen bei diesem Titel? Die Legende besagt, dass der Song aus der Schmiede der Chic-Produzenten Nile Rodgers und Bernard Edwards eigentlich als Duett mit Aretha Franklin geplant war. Als Inspiration diente eine Gruppe Drag-Queens, die zufĂ€llig die StraĂe runterliefen.
Erasure âA little Respectâ
Neben Bronski Beat ist das Duo Erasure eines der erfolgreichsten offen schwulen Bands der Musikszene. Der scheue Vince Clark, ex-Depeche Mode- und ex-Yazoo-Bandmitglied, holte sich den quietschfidelen Frontmann Andy Bell ans Mikro und lieferte einen homoerotischen Ohrwurm nach dem anderen.
Christine And The Queens âSaint Claudeâ (Dim Sum Remix)
Die französische SĂ€ngerin HĂ©loŃse Letissier alias Christine And The Queens bezeichnet sich selbst als pansexuell und spielt gerne mit Genderrollen. Das drĂŒckt sie zum Beispiel in den Tanzchoreografien und Liveshows aus, aber auch durch verschiedene Alter-Egos, wie zuletzt als âChrisâ.
Mashrouâ Leila âFasateenâ
Bereits seit zehn Jahren feiert die libanesische Band um den schwulen Frontmann Hamed Sinno und ihrem arabisch geprĂ€gtem Indie-Sound Erfolge. Mit ihren politischen Texten sind viele ihrer Songs â wie âAla Babuâ oder âShim El Yasmineâ âzu echten Queer-Hymnen geworden. Fans kommen mit Regenbogenflaggen zu Konzerten, was in arabischen LĂ€ndern schon zu Auftrittsverboten und Verhaftungen fĂŒhrte.Â
George Michael âOutsideâ
Flucht nach vorne: Als George Michael 1998 in Los Angeles von einem Undercover-Polizisten beim Cruisen in einer öffentlichen Toilette verhaftet wurde, outete sich der SĂ€nger kurzerhand und veröffentlichte âOutsideâ â ein schmissiger Discosong mit offenem Bekenntnis zu jeder wie auch immer orientierten sexuellen AktivitĂ€t: âbecause I think about it all the time â 24-7â. Im Video tanzt er in Polizeiuniform durch eine zum Club umfunktionierte öffentliche Toilette â der Mann hat Humor!
MEN âOff our Backsâ
Neben âLe Tigreâ ist MEN eines der erfolgreichen Projekte von Gender-Bender JD Samson. In ihren energiegeladenen Tanzsongs sprechen MEN immer wieder LGBTQI*-Rechte an. Der Titel dieses Songs ist eine Referenz ans das gleichnamige feministische Magazin: Political Correctness macht echt SpaĂ!
Hercules & Love Affair âMy Offenceâ
Positive Power at itâs Best! Die New Yorker House-Combo um Andy Butler zeigt, wie Gender-Selbstbehauptung und -Stolz ohne Arroganz und Aggression zelebriert wird. Die flamboyante Rouge Mary zeigtâs den Machos (âAre you talking to me? My name is not Girl!â) und liefert auch noch den passenden Schlachtruf: âLet yourself feel Cunt! Cunt! Cunt!â
Cazwell âAll over your Faceâ
Der schwule New Yorker Disco-Fun-Rapper Cazwell covert Loose Joints House-Klassiker âIs it all over my Faceâ, der im Original vom Produzentenduo Arthur Russel und Steve DâAquisto stammte, und macht daraus eine funky Dancenummer mit flapsiger Hip Hop-AttitĂŒde. Play safe!Â
Sylvester âYou make me feel (Mighty Real)â
Hysterie! Hysterie! Disco-Hysterie! Als regenbogenbunter Soul-und Disco-Entertainer prĂ€gte der SĂ€nger die sorgenfreie Disco-Ăra, lieĂ mit seinen opulenten Shows Glitzer-Kings wie Liberace blass aussehen und ĂŒberschritt mit seinen extravaganten Outfits die Gendergrenzen. Hedonismus pur â but I feel good!
Bronski Beat feat. Marc Almond âI feel Love / Johnny, remember Meâ
Hier treffen sich die Richtigen: Bronski Beat hatten als geoutetes Trio mit âSmalltown Boyâ bereits die Hymne der 80er geschrieben. Marc Almond, Entertainer mit Faible fĂŒr die dĂŒstere Seite des Glamours, ĂŒberraschte nach seiner Chart-Karriere als SĂ€nger des Synthie-Pop-Duos Soft Cell unter anderem mit Seefahrer-Chansons ĂŒber Masturbation. Zusammen covern sie den Donna Summer-Klassiker âI feel Loveâ und verweben ihn schmachtend mit John Laytons âJohnny, Remember Meâ, das im Original gar nichts mit HomosexualitĂ€t zu tun hatte. Hysterisch, Camp, Hi-Energy-Disco!
Cerrone Feat. Beth Ditto â âSupernatureâ (Alan Braxe Remix)
Ob als Frontfrau der queeren Indie-Combo âGossipâ oder als Solo-Star: Die selbstbetitelte âFat Feminist Lesbianâ kann Blues-Rock und Discokugel gleichermaĂen. Hier covert sie einen der gröĂten Disco-Klassiker des französischen Produzenten Cerrone.
Boy George âNo Clause 28â (Pascal Gabriel Mix)
Nachdem der anfangs eher sanfte Boy George seine mediale AsexualitĂ€t ablegte (âSex? Ich bevorzuge lieber eine Tasse Tee!â), machte er sich ohne Scheu vor Konfrontationen in der queeren Emanzipationsbewegung stark. Zum Beispiel mit dem Song âNo Clause 28â, der sich gegen ein Ende der 80er unter der Regierung Thatcher verabschiedetes Gesetz richtete, das öffentlichen Institutionen die âFörderung von HomosexualitĂ€tâ verbot.
Mykki Blanco âNew Feelingsâ
Der amerikanische Musiker Michael Quattlebaum Jr. gehört zur neuen queeren Rap-Generation, die grĂŒndlich mit der Macho-AttitĂŒde des Hip Hop aufrĂ€umt. Mit âMykki Blancoâ hat er sich ein weibliches Alter Ego geschaffen mit dem er ganz spielerisch die Geschlechtergrenzen verwischt.
Schrottgrenze âSterneâ
Die Pop-Punker mit dem poetischen Bandnamen liefern die Hymne der jungen, genderbewussten und sprachpolitisch sensiblen LGBTQI*-Community der IDAHOBITA*-Generation. Das ist âfĂŒr Boys und Girls, und alle in-between (âŠ) Liebâ doch einfach wen du willstâ â genau!
The Smiths âThis Charming Manâ
Die Ode an einen charmanten Mann wurde in Smiths-Frontmann Morrissey zur RealitĂ€t: Schlafzimmerblick, aufgeknöpftes Hemd und ein WiesenblumenstrauĂ in der GesĂ€Ătasche der lĂ€ssigen Jeans. Der SĂ€nger selbst bezeichnete sich gerne als genderneutral und menschenliebend. Doch in jĂŒngster Zeit engagiert sich der Brite zunehmend im rechten Parteispektrum.
Wayne County & The Electric Chairs âFuck offâ
Wow: Wayne County â heute Jayne County â zeigte bereits Ende der 70er als rotzige Punkrockerin dem Hetero-Establishment den Mittelfinger und bewarf ihr Publikum von der BĂŒhne mit Katzenfutter, das sie aus einer Show-ToilettenschĂŒssel fischte. Machen wir uns nichts vor: Punk und Queer â das geht nicht automatisch Hand in Hand. Von daher zollen wir extra Respekt fĂŒr eine bis heute tĂ€tige Trans-Aktivistin.
Melissa Etheridge âLike the Way I Doâ
Der Powersong fĂŒr alle gebrochenen Herzen, die in der Post-Trauerphase ihre Wut rauschreien möchten! Und das von einer Frauenrechtlerin und LGBTQI*-Aktivistin. Fast schon totgehört. Aber nur fast. Immer noch klasse!
Marianne Rosenberg âMarleenâ
Als erste Interpretin brachte Marianne Rosenberg den original Philly-Discosound nach Deutschland. âEr gehört zu mirâ ist DIE Schlager-Homo-Hymne, âMarleenâ die elegantere Alternative.
Gloria Gaynor âI will surviveâ / âI am what I amâ
Wer das âgayâ schon im Namen trĂ€gt ⊠Die Discoqueen und Schwulenikone der spĂ€ten 70er liefert gleich zwei Klassiker, die jede Drag-Queen schon mal lippensynchron vorgetragen haben sollte. Gloria Gaynors ermutigende Durchhalteparolen haben Generationen von Homos verinnerlicht. Happy Pride!