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„SEHR BEEINDRUCKT VON DER AUSSTELLUNG“

20.04.2011

4 min Lesezeit

Die Brüder Dieter und Joachim Geldner leben in Göttingen und Frankfurt und haben gemeinsam die Eugen Schönebeck-Ausstellung besucht.

Kannten Sie bisher das Werk von Eugen Schönebeck?
Dieter Geldner: Nein, er war mir bislang nicht bekannt. Ich habe in der „Zeit“ eine Ankündigung der Ausstellung gelesen, da war auch eine Abbildung eines seiner Gemälde und seine Vita abgedruckt. Da hat es mich schon gewundert, von diesem bedeutenden Künstler noch nie zuvor etwas gehört zu haben.
Joachim Geldner: Ich habe im Radio ein Feature über Schönebeck gehört, wo der schöne Satz fiel, dass er einer der stärksten Maler der Nachkriegszeit sei und zusammen mit Baselitz studiert hatte. Das hat meine Neugier geweckt. Da mein Bruder zu Besuch kommen sollte, beschlossen wir gemeinsam die Ausstellung zu besuchen.

Was waren Ihre Erwartungen an die Ausstellung?
Dieter Geldner: Die Erwartungen waren schon hoch, auch weil ich gelesen habe, dass Schönebeck für sein Gemälde „Bildnis L.T.“ 1966 den Karl-Hofer-Preis gewonnen hat. Die Erdfarben haben mich an Hofer erinnert, ich denke Schönebeck hat sich da an seinen Vorgängern orientiert. Auch die Einflüsse von Francis Bacon sind für mich klar ersichtlich. Alles in allem bin ich von dieser Ausstellung sehr beeindruckt. Chapeau!
Joachim Geldner: Mir fiel bei der Reihe „Gefolterter Mann“, „Der Fänger“, „Toter Mann“ und „Junge Frau“ auch die Ähnlichkeit zu Francis Bacon auf. Die Serie mit den T-förmigen Kreuzen hat mich aber etwas ratlos zurückgelassen, damit konnte ich spontan nichts anfangen. Ich werde das jedoch nachlesen, da ich relativ unvorbereitet in die Ausstellung gegangen bin.

„Die Ausstellung zeigt, was ich ausdrücken möchte“

Für Clemente schließt sich mit der Ausstellung ein Kreis – seine erste Schau habe er in Deutschland gezeigt, noch bevor er in Italien oder den Vereinigten Staaten ausgestellt hat. Wie viele Künstler scheut Clemente sich davor, seine künstlerische Intention in Worte zu fassen – die Kunst solle lieber für sich sprechen, sagt er. Aber die „klare“ Konzeption der Ausstellung in der Schirn gebe einen „sehr guten Zugang zu dem, was ich mit meiner Kunst ausdrücken möchte“.

Auch Kulturdezernent Felix Semmelroth begrüsst den Künstler auf Herzlichste: „You are always welcome in Frankfurt!“. Clementes Kunst erinnere ihn an Hermann Hesse: „So stelle ich mir die Farben in ‚Siddhartha‘ vor“. Und er zitiert eine Passage aus Hesses Bildungsroman „Demian“: „Es gibt keine Wirklichkeit als die, die wir in uns haben.“ Semmelroth verweist weiter auf die zahlreichen Einflüsse aus Religionen und Kulturen, die Clemente in seinem Werk in eine individuelle Formensprache überträgt. 

Flucht vor der Sommerhitze

Durch die Rotunde weht bei Sommertemperaturen ein angenehm kühler Wind, der sich gut mit dem ausgeschenkten Aperol Sprizz verträgt. Auf 18 Grad Celsius heruntergekühlt bietet auch die Ausstellung eine willkommene Abkühlung von der Sommerhitze.

Kuratorin Pamela Kort hat die Schau in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten großen Raum trifft man auf die monumentalen Aquarelle „A History of the Heart in Three Rainbows“ (2009): Im Ganzen sind sie mehr als 18 Meter lang und fast zwei Meter hoch. Eine riesige Wandtapete mit Fotografien und ein Raum mit Schlüsselwerken aus den letzten drei Jahrzehnten führen durch das Œuvre des in New York, Indien und Italien lebenden Künstlers.

„Kunst führt die Menschen zusammen“

Während Tessen von Heydebreck von der Deutsche Bank Stiftung, die die Ausstellung maßgeblich unterstützt hat, betont, dass „Kunst die Menschen zusammenführt“, trifft der frühere MMK-Direktor Jean-Christophe Ammann auf den F.A.Z.-Redakteur und Kunstkritiker Eduard Beaucamp. Ammann hat den Wert von Clementes Arbeiten früh erkannt – so würdigte er den Künstler mit Ausstellungen in Basel und Frankfurt in den 1980er- und 1990er-Jahren und erwarb Clementes Arbeiten für das MMK. Seine erste Assoziation zur Clemente-Ausstellung sei „Bollywood“, sagt Amman. Und Beaucamp betont, während er die Aquarelle betrachtet: „Er kann das – da gibt es nichts zu korrigieren.“