„Wir hatten in etwa die Hälfte des Budgets von einer Tatort-Folge“
17.04.2025
6 min Lesezeit


Der Regisseur Enkelejd Lluca hat mit dem Roadmovie „Das Meer ist der Himmel“ seinen zweiten Langfilm ins Kino gebracht. Mit seiner Produktionsfirma „Park Eleven“ plant er unter anderem eine Dokuserie über generationsübergreifendes Kochen. Wir haben ihn im Homeoffice besucht.
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„Albanien, das war für mich auch das Land der vielen Mercedes-Benz 190 Limousinen“, erinnert sich Enkelejd Lluca. „Die hatten einfach die besten Stoßdämpfer, deshalb sah man sie überall. Kein anderes Auto hätte damals die schlechten Straßen überlebt.“ Dass wir bei unserem Besuch über albanische Straßen reden, liegt daran, dass Lluca ein wunderbar poetisches und warmherziges Roadmovie gedreht hat, das im Land seiner frühen Kindheit spielt. „Das Meer ist der Himmel“ heißt es. Premiere war im vergangenen November.
Wir sitzen in der Essecke seiner Wohnung in Frankfurt Niederrad – einem Stadtteil, den viele als reine Bürostadt kennen. Dabei lässt es sich hier auch vortrefflich wohnen. Vor kurzem hat sich Lluca im Zimmer nebenan ein Büro eingerichtet. Mit seiner Filmproduktionsfirma „Park Eleven“, die er zusammen mit Sebastian Sgodzai betreibt, musste er aus der namensgebenden Ostparkstraße 11 ausziehen. Der Mietvertrag war auf fünf Jahre befristet. „Bis wir ein neues Büro gefunden haben, das unseren Vorstellungen entspricht, arbeiten wir von zuhause aus.“
Wie die ganze Wohnung ist auch das Arbeitszimmer minimalistisch eingerichtet und wirkt sehr aufgeräumt. An der Wand hängt ein Plakat von Wong Kar-Wais Filmklassiker „In The Mood For Love“. Außerdem eine Uhr, die aus einem Merchandising-Shop der berühmten Cinecittà-Studios in Rom stammt. Bei den beiden Filmpreisen auf dem Highboard handelt es sich hingegen nicht um Fanartikel, sondern um Trophäen, die Lluca 2011 für seinen Debutfilm „Frankfurt Coincidenes“ gewann: Den Hessischen Film- und Kinopreis sowie den Publikumspreis des Filmfests München.

„Es geht um die Suche nach der eigenen Identität und eine Art Heilung, die man dabei finden kann.“
Enkelejd Lluca


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Im Film reist Leon, ein einsamer Schweiger, zunächst nur sehr widerwillig von Frankfurt nach Albanien – und kommt dort einem Familiengeheimnis auf die Spur. „Es geht um die Suche nach der eigenen Identität und eine Art Heilung, die man dabei finden kann“, erzählt Lluca, der sein Herkunftsland ebenfalls lange Zeit aus den Augen verloren hatte. „Nachdem in Albanien Anfang der Neunziger die Hoxha-Diktatur zusammenbrach, war das Land von Armut, Chaos und Korruption geprägt. Inzwischen gibt es eine moderne Infrastruktur. Der Tourismus boomt. Vieles hat sich zum Positiven verändert – auch die Straßen.“
Lluca ist auch Dozent im Studiengang „Motion Pictures“ an der Hochschule Darmstadt. Als er dort einst selbst studierte, hieß der Fachbereich „Digitale Medien“ und war noch nicht auf Film spezialisiert. „Zunächst wurde ich dort abgelehnt, weil mein Bewerbungsfilm viele Anschlussfehler hatte und außerdem ziemlich kitschig war“, bekennt er. „Ich habe noch heute einen gewissen Hang zum Kitsch, aber damals war es richtig schlimm.“ Erst über das Nachrückverfahren ergatterte er einen Studienplatz. Überhaupt sei er sich lange Zeit nicht sicher gewesen, ob Film das Richtige für ihn sei. „Im dritten Semester habe ich dann den Kurzfilm ‚51 Euro‘ gedreht, der beim Filmfestival Hannover für den Nachwuchsfilmpreis nominiert wurde. Das war für mich eine wichtige Bestätigung. Da habe ich zu mir gesagt: Du erreichst offenbar Leute mit Deinen Geschichten. Also bleib dran.“
Produktionen zwischen Horror, Historie und Kulinarik
Mit ihrer Produktionsfirma „Park Eleven“ sind Lluca und Sgodzai breit aufgestellt. „Wir möchten ein möglichst großes und internationales Publikum ansprechen und scheuen uns auch nicht davor, Genrestoffe anzupacken“, sagt Lluca. Sein Geschäftspartner entwickelt gerade einen Horrorfilm namens „Raunächte“, der im verschneiten Österreich spielt. „The Purge“ trifft auf „Midsommar“, so beschreibt Lluca die Atmosphäre des Films. „Hierzulande ist das Horror-Genre leider eher negativ behaftet. International ist das ganz anders. Horrorfilme spielen weltweit einen Haufen Kohle ein. Oft haben sie dabei den Fokus auf gesellschaftlich relevanten Themen.“
Lluca hat vor kurzem die Absichtserklärung für eine Kooperation mit einer koreanischen Produktionsfirma unterschrieben. Gemeinsam will man Stoffe entwickeln. „Momentan sind wir dabei, eine Art Kammerspiel über Clara und Robert Schuhmann für den europäischen Markt zu adaptieren. Das Original lief bereits erfolgreich in Korea und Japan.“ Außerdem arbeitet er gerade an einer Dokuserie über generationsübergreifendes Kochen. „Großmütter und Enkelkinder aus unterschiedlichen Ländern kochen zusammen besondere Familiengerichte“, bringt Lluca das Konzept auf den Punkt.
Aus einem sogenannten Talentpaket der Filmförderung HessenFilm hat „Park Eleven“ vor kurzem 150.000 Euro erhalten. Mit der Summe sollen vier verschiedene Projekte angeschoben werden. „Von zehn bis zwanzig Filmstoffen, die eine Produktionsfirma entwickelt, werden in der Regel am Ende nur ein bis zwei realisiert“, erzählt Luca. „Die größte Hürde ist die Finanzierung.“ Er schreibt nicht nur Konzepte für andere Regisseur*innen, sondern kann sich umgekehrt auch vorstellen, Drehbücher anderer Autor*innen zu verfilmen. „Mein Antrieb ist es, Geschichten auf die Leinwand zu bringen“, sagt er. „Wenn sie gut sind, ist es egal, ob sie von mir sind oder nicht.“




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