Porträts einer Jugend

04.10.2024

6 min Lesezeit

Autor*in:
Dalwin Kryeziu

Neven Allgeiers Fotografien im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden zeigen Personen der Generation Z. Seine Porträt-, Natur- und Landschaftsaufnahmen geben zusammen einen intimen Einblick in das Verhältnis einer jungen Generation zu ihrer krisengeprägten Umgebung.

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Mit der Ausstel­lung „Neven Allgeier / Drown in Dreams” im Nassaui­schen Kunst­ver­ein Wies­ba­den kehrt der in Wien lebende Künst­ler Neven Allgeier in seine Geburts­stadt zurück. Aufnah­men junger Menschen und viel­fäl­tige Land­schafts- und Natur­fo­to­gra­fien füllen die zwei Etagen der Altbau­villa in der Wilhelm­straße 15. Die Ausstel­lung zeigt neben Allgei­ers Foto­se­rie „Fading Temp­les”, die 2022 in der gleich­na­mi­gen Publi­ka­tion im Distanz Verlag erschie­nen ist, bisher unver­öf­fent­lichte Arbei­ten und neue Werk­kom­bi­na­tio­nen.

Ausstellungsansicht, „Neven Allgeier / Drown in Dreams“, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, 2024
Foto: Neven Allgeier
Ausstellungsansicht, „Neven Allgeier / Drown in Dreams“, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, 2024
Foto: Neven Allgeier

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Wir blicken in die Gesich­ter junger Menschen, die in teils bunten, teils gedeck­ten Outfits unter­schied­lichs­ter Mode­stile und in selbst­be­stimm­ten Posen abge­lich­tet wurden – Allgei­ers Foto­gra­fien schei­nen Perso­nen einer ganz spezi­fi­schen Jugend­kul­tur der Gene­ra­tion Z darzu­stel­len. Der Künst­ler lässt die Porträ­tier­ten selbst entschei­den, in welcher Klei­dung, mit welchen Acces­soires und an welchen Orten sie foto­gra­fiert werden. Die Aufnah­men vermit­teln so eine intime, selbst­be­wusste Authen­ti­zi­tät, in der die eigene Persön­lich­keit und Ausdrucks­weise mit dem Künst­ler und den Betrach­ter*innen geteilt wird. Beim Rund­gang durch die Räume des Kunst­ver­eins scheint es, als würden die Einzel­por­träts in der Gesamt­schau eine Art jugend­li­che Gruppe bilden. Es entsteht ein kommu­ni­ka­ti­ver Austausch zwischen den foto­gra­fier­ten Indi­vi­duen und den Betrach­ten­den – ein Austausch, der zu einer gewis­sen Selbst­be­fra­gung anregt. Bin ich Teil der Geschich­ten, die die Porträ­tier­ten, diese Gruppe an Menschen, erzäh­len? Welche gemein­sa­men Gedan­ken und Gefühle, welche Hoff­nun­gen teile ich mit ihnen?

Ausstellungsansicht, „Neven Allgeier / Drown in Dreams“, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, 2024
Foto: Neven Allgeier

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Was die Foto­gra­fien erzäh­len, erschließt sich nicht unbe­dingt auf den ersten Blick. Denn die Gesichts­aus­drü­cke der Porträ­tier­ten sind von einem unbe­stimm­ten Charak­ter geprägt und vermit­teln eine Gleich­zei­tig­keit unter­schied­lichs­ter Gefühle und Eigen­schaf­ten – von Nost­al­gie über Melan­cho­lie bis hin zu spie­le­ri­schem Humor. Ein leich­tes Lächeln trifft auf einen sorgen­vol­len, aber auch selbst­be­stimm­ten Blick. Schein­bar zwie­späl­tige Stim­mun­gen entste­hen, die im Einfüh­rungs­text zur Ausstel­lung kontextua­li­siert werden: Die jugend­li­che Hoff­nung und Lebens­freude dieser (oder viel­leicht jeder jungen) Gene­ra­tion wird von den immen­sen gesell­schaft­li­chen Heraus­for­de­run­gen der Gegen­wart durch­kreuzt. Der jugend­li­che Charak­ter mündet in einen Zustand, in dem verschie­denste, eigent­lich wider­sprüch­li­che Gefühle und Eindrü­cke simul­tan exis­tie­ren.

Zwischen utopischer Sehnsucht und dystopischer Vorsehung

Die Foto­gra­fien geben einen Einblick in dieses spezi­fi­sche Verhält­nis einer Jugend­ge­ne­ra­tion zu ihrer von Krisen gepräg­ten Umge­bung. Gera­dezu para­dig­ma­tisch fügt sich die Formen- und Bild­spra­che von Allgei­ers Foto­gra­fien darin ein – denn auch sie zeich­net sich durch eine dyna­mi­sche Unbe­stimmt­heit aus. In den Aufnah­men, von denen man nicht genau weiß, zu welcher Tages- oder Jahres­zeit sie entstan­den sind, ist ein atmo­sphä­ri­sches, pastell­far­be­nes Leuch­ten allge­gen­wär­tig, das die Motive der Foto­gra­fien in einen fast geheim­nis­vol­len, verträum­ten Schein hüllt. Es verleiht den Sehn­süch­ten der Abge­bil­de­ten Ausdruck, verweist jedoch zugleich auf die Uner­reich­bar­keit manch träu­me­ri­scher Hoff­nun­gen in der krisen­ge­präg­ten Gegen­wart.

Ausstellungsansicht, „Neven Allgeier / Drown in Dreams“, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, 2024
Foto: Neven Allgeier
Ausstellungsansicht, „Neven Allgeier / Drown in Dreams“, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, 2024
Foto: Neven Allgeier
Ausstellungsansicht, „Neven Allgeier / Drown in Dreams“, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, 2024
Foto: Neven Allgeier

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Durch die Kombi­na­tion von Land­schafts­mo­ti­ven und Porträts, die neben- und mitein­an­der gehängt wurden, werden asso­zia­tive Erzäh­lun­gen ange­sto­ßen. Detail­auf­nah­men von Flora und Fauna sind ähnlich wie die abge­bil­de­ten Indi­vi­duen von einem pastell­far­be­nen Schim­mer umge­ben. Die erha­bene Wirkung eini­ger Land­schafts­auf­nah­men drückt den Moment einer utopi­schen Hoff­nung aus – während einzelne, in Rot getauchte Aufnah­men einen Einblick in mögli­che dysto­pi­sche Vorse­hun­gen geben. Durch die Verknüp­fung unter­schied­lichs­ter Motive und Stim­mun­gen entste­hen so viel­fäl­tige Narra­tive, die je nach Anord­nung offen, varia­bel und keines­falls abge­schlos­sen sind. In diesen mehr­deu­ti­gen Inter­pre­ta­ti­ons­an­sät­zen verra­ten die Natur- und Land­schafts­auf­nah­men nicht nur etwas über den Charak­ter der porträ­tier­ten Perso­nen, sondern sie versinn­bild­li­chen auch den Zustand einer Jugend­ge­ne­ra­tion, die sich in der wider­sprüch­li­chen Gleich­zei­tig­keit verschie­dens­ter Gefühle und Eindrü­cken wieder­fin­det.

Neven Allgeier / Drown in Dreams

Nassauischer Kunstverein Wiesbaden
Bis zum 10. November 2024

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