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MIT SCHEIBITZ BEI SCHÖNEBECK

20.04.2011

3 min Lesezeit

Der Künstler Thomas Scheibitz führte durch die Ausstellung „Eugen Schönebeck 1957–1967“. Für ihn ist Schönebeck einer der drei großen deutschen Nachkriegskünstler.

„Wenn Künstler über andere Künstler sprechen: Ist das ein Experiment, eine Herausforderung oder eine Zumutung?“ fragt SCHIRN-Direktor Max Hollein. Auch Thomas Scheibitz artikuliert sich lieber im Bildmedium, als über die Arbeit von Kollegen zu sprechen. Doch als Eugen Schönebeck ihn anruft und bittet, die Künstlerführung in der großen Gesamtwerkschau der SCHIRN zu übernehmen, sagt Scheibitz zu. In seiner Künstlerführung erzählt Scheibitz, Jahrgang 1968 von den Gesprächen mit Schönebeck, Jahrgang 1936.

Dass Schönebeck 1968 das Malen aufgegeben hat, werde von der Gesellschaft als Scheitern beurteilt, so Scheibitz. Doch Schönebeck hat ihm gesagt: „Ich habe aufgehört zu Malen und angefangen, als Künstler zu arbeiten“. Schönebeck zählt für Scheibitz neben A.R. Penck und Carlfriedrich Claus zu den drei bedeutendsten Künstlern der Nachkriegszeit – wegen der Authentizität seines Werks, wegen seiner Zweifel an der bürgerlichen Existenz und wegen der Stringenz von Schönebecks Biografie. Wie Marcel Duchamp gesagt hat: „The great artist of tomorrow will go underground.”

Scheibitz, der 2005 den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig bespielt hat, hat Schönebeck zum ersten Mal 1994 kennengelernt – als er ihn für eine Professur an der Kunstakademie Dresden vorschlägt. Seine Haltung, sein Können, sein Überblick beeindrucken Scheibitz. „Mit Müh und Not haben wir ihn dazu gebracht, sich zu bewerben“, erzählt Scheibitz – doch aus der Berufung wird nichts.

Als Scheibitz 2010 Zeichnungen von Schönebeck in einer von ihm kuratierten Gruppenausstellung in der Galerie Sprüth Magers in London zeigt, treffen sich die beiden erneut. Zuletzt kommen sie vor wenigen Monaten zusammen – und reden über die Schwierigkeiten der Porträtmalerei, die unterschiedlichen Sichtweisen verschiedener Generationen – und die Technoszene in Berlin, die Schönebeck zwar fasziniert, die der Wahl-Berliner aber selbst nicht besucht.

Auch wenn Scheibitz eigentlich nichts über die Kunst Schönebecks sagen will, irgendwann tut er es dann doch. „Der wahre Mensch“ wirkt schnell gemalt – „und sitzt trotzdem unheimlich“. Die Augen sind wenig mehr als Punkte, doch gerade diese Reduzierung „ist groß“. Der Balken im Gesicht kann nicht nur gesellschaftlich gedeutet werden, er gibt dem Gemälde auch einen räumlichen Effekt. In Gemälden wie „Samta“ und „Der Köder“ sieht Scheibitz Spannungen: „Kämpfe werden ausgetragen“. „Mao Tse-Tung“ findet Scheibitz noch gelungener als die Maos von Andy Warhol oder Gerhard Richter. Dem Gemälde glücke es, propagandistisch zu sein, ohne kitschig zu wirken.