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„INTERAKTION DURCH MUTIGE HÄNGUNG“

06.12.2010

3 min Lesezeit

Nils und Jan haben an der Düsseldorfer Universität ein Seminar über Art brut besucht. Nun waren sie zu Besuch in der Weltenwandler-Ausstellung – und haben die Kunstwerke nochmal anders erfahren.

Ihr habt an der Uni Düsseldorf einen Kurs zu „Outsider Art“ besucht . Was macht Ihr denn konkret in dem Kurs?
Nils: Der Titel unserer Veranstaltung heißt „Art brut“. Der Schwerpunkt lag auf einer Verbindung von einer von Dubuffet aufgebauten Sammlung zu Künstlern, die hier in der Ausstellung gezeigt werden. Als Kunstgeschichtsstudent ist es immer viel interessanter, die Kunstwerke live zu sehen, und nicht nur in einer Power-Point-Präsentation. Deswegen sind wie hierher gefahren.

Die Architektur ist nach einem sehr offenen Prinzip aufgebaut: Es gibt verschiedene Räume, die so angeordnet sind, dass man von vorne nach hinten durchgucken kann. Was war denn Euer Eindruck von den Räumen und der Hängung?
Jan: Ich glaube, wir hatten zwei Fronten bei uns im Kurs. Mein persönlicher Eindruck ist, dass man sich irgendwie in einer „Röhre“ befindet. Man ist mitten in der Ausstellung und wird auch davon gefesselt. Es ist ja eine sehr spezielle Hängung, wie die Bilder, die die Räume schneiden, in der Mitte aufgehängt sind. Man muss also aufpassen, dass man nicht gegen die Bilder stößt. Man befindet sich richtig „drin“, es ist irgendwie eine Interaktion, die ganz spannend ist. Die andere Position besagt, dass ein White-Cube-Konzept etwas mehr Raum lassen würde und man sich mehr auf ein konkretes Werk fokussieren könnte. Das waren unsere zwei Positionen, die wir am Anfang der Ausstellung herausgestellt haben.

Was hat Euch bei der Ausstellungsarchitektur besonders gefallen?
Jan: Ich finde es bei Dargers Werken sehr mutig, die so mitten in den Raum reinzuhängen, weil die Werke ja dann durchaus ab und zu in Bewegung geraten.

Die Herangehensweise der Ausstellung war, dass man eine Auswahl trifft, und sich 14 Positionen ins Haus holt. Was meint ihr dazu?
Nils: Ich kann mir vorstellen, dass Leute, die einfach nur aus Interesse hier hergekommen sind und sich nicht weiter informiert haben, ganz anders mit der Ausstellung konfrontiert wurden, als wir. Zum Beispiel bei Henry Darger: Diese Geschichte mit den pädophilen Ansätzen, das spiegelt sich ja alles wieder. Es ist teilweise schon auch sehr drastisch gewesen, von der Darstellung, von der Thematik. Aber auch wirklich spannend und in sich geschlossen, finde ich. Man wälzt ja meistens vorher auch nicht den Ausstellungskatalog, man geht ja erstmal in eine Ausstellung rein und lässt sich ein bisschen treiben, so mache ich das zumindest. Ich werde jetzt nicht direkt den Ausstellungskatalog in die Hände nehmen, weil ich dafür in der Ausstellung bin, damit ich mir nicht die abgedruckten Bilder auf Papier anschauen muss.

Jan: Ich finde es auf der einen Seite auch spannend, wenn man noch einmal einen anderen Zugang zu den Werken selber kriegt, wenn man also nicht vorbelastet darauf zugeht, dann kann man sich selber glaube ich noch viel erschließen. Auf der anderen Seite: Wenn man das nacharbeitet und sagt „Ok, ich war jetzt heute hier und werde danach ein bisschen darüber lesen“, hat man glaube ich zwei Aspekte, die auch interessant sein können. Also man muss nicht unbedingt immer mit geballtem Wissen in die Ausstellung gehen.
Die Fragen stellte Florian Leclerc.

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