Welche Aktionen von „Playing the City 2“ haben Sie sich bisher angesehen?
Die Textilinstallation vor dem Eingangsbereich der SCHIRN – und dann dieses getapete „Spinnennetz“.
Was hat Ihnen besonders gefallen?
Ich habe schon mehrere solcher Installationen mit Stoff und Kleidungsstücken gesehen, zum Beispiel auf der documenta 11. Das war so ähnlich, allerdings mit Netzen verspannt. Ich finde so etwas immer interessant, weil man sich dann vielleicht mal Gedanken darüber macht, was eigentlich mit Kleidungsstücken passiert, die man nicht mehr anzieht. Welche Beziehung hat man zu seinen Kleidungsstücken, und wo gehen die dann hin, und wer zieht sie vielleicht noch an, oder was geschieht mit ihnen? Solche Assoziationen bekommt man, wenn man so was sieht. Aber auch optisch finde ich es ganz reizvoll, mit den vielen unterschiedlichen Mustern und Farben, also durchaus mal ein Hingucker.
Waren Sie schon in der „Tape Installation“ drinnen?
Nein, noch nicht. Generell bin ich aber immer neugierig und gucke mir Sachen durchaus auch von innen an, wenn es sich ergibt. Es gibt manche Installationen, da geht man vielleicht nicht so gerne rein. Ich war in Düsseldorf in einer Ausstellung, da hat Gregor Schneider ein Verlies aufgebaut, mit Gefängnis – da hat man schon nicht so angenehme Anmutungen, wenn man sich das antut, aber man hat es sich dann doch angesehen – wenn man schon da ist, dann will man es ja auch sehen. Von daher habe ich da keine Hemmschwelle.
Aber es ist auch durchaus interessant, vor allen Dingen, wenn man sieht, dass heutzutage so viele Leute mit Kunststoffen arbeiten, und dass das in unserer Umwelt so ein beherrschender Faktor ist – Kunststoff in allen Lebensbereichen –, und dass man eben auch mit ganz normalem „Alltagskunststoffen“ etwas tun kann, was Kunst werden kann. Und was auch durchaus optisch noch einen gewissen Reiz bietet.
Was halten Sie von dem Konzept von „Playing the City 2“?
Davon halte ich sehr viel. Finde ich generell richtig, dass man den Leuten die Hemmschwelle nimmt, ins Museum zu gehen. Viele Menschen haben nicht so einen Zugang zur Kunst im Museum oder generell zu Museen, und ich denke, dass Kunst im öffentlichen Raum durchaus gut ist. Genau wie die Luminale: Das bewegt ja auch viele dazu, vielleicht abends nochmal rauszugehen und zu gucken, und es dann vielleicht toll zu finden – anstatt nur vor dem Fernseher zu sitzen. Man kann die Leute nur neugierig machen, indem man ihnen ein Angebot macht – ob sie es annehmen, ist dann ihre Sache. Das weiß man vorher nie. Aber ich finde, der Versuch sollte gemacht werden – von daher: sehr positiv.
Schauen Sie sich noch weitere Aktionen von „Playing the City 2“ an?
Ja, ich habe den Prospekt aus dem MMK mitgenommen, wo ich Mitglied bei den Freunden bin, und dann ist er wieder in Vergessenheit geraten, oder lag unter dem üblichen Haufen Papier vergraben, den man zu Hause herumliegen hat. Eben fiel es mir aber wieder ein, weil ich zufällig hier vorbeilief. Was macht eigentlich der Mond?
Sie wollen den Mond von Leonid Tishkov gerne leihen?
Den würde ich durchaus leihen. Wir hätten auch schon einen Platz für ihn.
Die Fragen stellte Daniela Schmidt.
Website: www.playingthecity.de
„HEMMSCHWELLEN ABBAUEN“
13.04.2011
3 min Lesezeit
Gerhard Orthwein, 66, gefällt das Konzept von „Playing the City 2“, Kunst im öffentlichen Raum zu zeigen. Generell meint er, man müsse Menschen „die Hemmschwelle nehmen, ins Museum zu gehen.“