Als junger Kurator, so berichtet Max Hollein, kam er in New York zum ersten Mal in Kontakt mit Francesco Clemente – anlässlich der Retrospektive im Guggenheim Museum. Seitdem hat er Clementes Arbeiten stets verfolgt.
Heute, in der Schirn, bedankt sich Direktor Hollein bei Clemente, „einem der größten Aquarellisten des 20. Jahrhunderts“: Durch seine Kooperation habe er die lange geplante Ausstellung nun möglich gemacht.
„Die Ausstellung zeigt, was ich ausdrücken möchte“
Für Clemente schließt sich mit der Ausstellung ein Kreis – seine erste Schau habe er in Deutschland gezeigt, noch bevor er in Italien oder den Vereinigten Staaten ausgestellt hat. Wie viele Künstler scheut Clemente sich davor, seine künstlerische Intention in Worte zu fassen – die Kunst solle lieber für sich sprechen, sagt er. Aber die „klare“ Konzeption der Ausstellung in der Schirn gebe einen „sehr guten Zugang zu dem, was ich mit meiner Kunst ausdrücken möchte“.
Auch Kulturdezernent Felix Semmelroth begrüsst den Künstler auf Herzlichste: „You are always welcome in Frankfurt!“. Clementes Kunst erinnere ihn an Hermann Hesse: „So stelle ich mir die Farben in ‚Siddhartha‘ vor“. Und er zitiert eine Passage aus Hesses Bildungsroman „Demian“: „Es gibt keine Wirklichkeit als die, die wir in uns haben.“ Semmelroth verweist weiter auf die zahlreichen Einflüsse aus Religionen und Kulturen, die Clemente in seinem Werk in eine individuelle Formensprache überträgt.
Flucht vor der Sommerhitze
Durch die Rotunde weht bei Sommertemperaturen ein angenehm kühler Wind, der sich gut mit dem ausgeschenkten Aperol Sprizz verträgt. Auf 18 Grad Celsius heruntergekühlt bietet auch die Ausstellung eine willkommene Abkühlung von der Sommerhitze.
Kuratorin Pamela Kort hat die Schau in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten großen Raum trifft man auf die monumentalen Aquarelle „A History of the Heart in Three Rainbows“ (2009): Im Ganzen sind sie mehr als 18 Meter lang und fast zwei Meter hoch. Eine riesige Wandtapete mit Fotografien und ein Raum mit Schlüsselwerken aus den letzten drei Jahrzehnten führen durch das Œuvre des in New York, Indien und Italien lebenden Künstlers.
„Kunst führt die Menschen zusammen“
Während Tessen von Heydebreck von der Deutsche Bank Stiftung, die die Ausstellung maßgeblich unterstützt hat, betont, dass „Kunst die Menschen zusammenführt“, trifft der frühere MMK-Direktor Jean-Christophe Ammann auf den F.A.Z.-Redakteur und Kunstkritiker Eduard Beaucamp. Ammann hat den Wert von Clementes Arbeiten früh erkannt – so würdigte er den Künstler mit Ausstellungen in Basel und Frankfurt in den 1980er- und 1990er-Jahren und erwarb Clementes Arbeiten für das MMK. Seine erste Assoziation zur Clemente-Ausstellung sei „Bollywood“, sagt Amman. Und Beaucamp betont, während er die Aquarelle betrachtet: „Er kann das – da gibt es nichts zu korrigieren.“