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ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG EUGEN SCHÖNEBECK

20.04.2011

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Vor 44 Jahren hat sich Eugen Schönebeck aus dem Kunstbetrieb zurückgezogen, jetzt eröffnete in der SCHIRN in Anwesenheit des Künstlers eine große Einzelausstellung.

Eugen Schönebeck ist der große Unbekannte der deutschen Nachkriegskunst, Öffentlichkeit war nie seine Sache. Wie SCHIRN-Direktor Max Hollein zur Eröffnung erzählt, war der Künstler auch zurückhaltend, als er ihn auf eine Retrospektive ansprach: „Auf keinen Fall möchte ich eine Ausstellung.“ In weiteren Gesprächen änderte sich seine Position: „Auf keinen Fall möchte ich jetzt eine Ausstellung – vielleicht später“. Schließlich wird das „später“ zum „jetzt“: „Nun gut, macht diese Ausstellung“. „Alle waren wie erlöst“, sagt Hollein.

Pamela Kort, die Kuratorin der Ausstellung, hat sich oft mit Schönebeck in seiner Heimatstadt Berlin getroffen und Interviews geführt: Über seine Kindheit nahe Dresdens, seine Lehre als Dekorationsmaler, seine Ausbildungszeit an der Fachschule für angewandte Kunst in Ostberlin, das Studium an der Hochschule für Bildende Künste in West-Berlin, seine erste Ausstellung mit Georg Baselitz. Besonders prägend für Schönebeck war die Zeit des Zweiten Weltkrieges: das Bombardement der Alliierten, die Präsenz verletzter deutscher Soldaten, die Ankunft der russischen Armee. Diese Bilder und Erlebnisse prägten den Künstler, berichtet Kort, und sie spiegeln sich in seinen Kunstwerken wieder.

Die 1950er und 1960er-Jahre in Deutschland sind eine Zeit der Verdrängung – gegen diesen Zeitgeist lehnte sich Schönebeck auf. Er fertigt Gemälde und Zeichnungen, in denen Aggression und Deformation zum Thema werden, später entstehen großformatige Porträts kommunistischer Herrscher und Freiheitskämpfer. „Seine Kunstwerke sind eine Spiegelbild der Gesellschaft“, sagt Max Hollein.

„Diese außergewöhnlichen Bilder springen den Betrachter an und lassen ihn nicht los“, findet auch der Frankfurter Kulturdezernent Felix Semmelroth. Doch der Zeitgeist der 50er und 60er ist ein anderer: Pop Art und Informel bestimmen die Kunstszene, Schönebecks Arbeit an der Gegenwart und Vergangenheit findet nicht die gebührende Anerkennung; 1967 zieht sich Eugen Schönebeck aus dem Kunstbetrieb zurück.

Mit der Eröffnung der Ausstellung in der SCHIRN stellt sich nun die Würdigung als großer deutscher Maler ein, die Schönebeck verdient, sagt Kort, und fordert ihn gleich heraus: „Jetzt können Sie wieder zum Pinsel greifen: Welche Form kann eine engagierte Malerei im 21. Jahrhundert annehmen?“ Daraufhin greift der bald 75-jährige Schönebeck selbst zum Mikrofon: „Ich danke allen anwesenden Liebhabern meine Werke“, geht ab – und bleibt ganz er selbst.