Ein Laboratorium für Kunst im
öffentlichen Raum
30.09.2024
8 min Lesezeit
Die Casablanca Art School wollte Kunst zu einem Teil des städtischen Lebens machen, sichtbar für alle und in Interaktion mit der Alltagskultur der Stadt. Das bis heute fortbestehende Kulturfestival „Asilah Moussem Culturel“ zeigt, wie sie diese großen Ideen umzusetzen verstanden.
Mit der Kunsthochschule verbunden war das Festival „Asilah Moussem Culturel“ dabei vor allem durch seinen Mitbegründer, Mohamed Melehi. Gemeinsam mit seinem Freund aus Kindheitstagen, Mohamed Benaïssa, der zum damaligen Zeitpunkt im Stadtparlament von Asilah saß und ab den 1980er-Jahren verschiedene Minister- und Diplomatenposten inne hatte, begründete er zusammen mit Toni Maraini 1978 das Festival in seiner Heimatstadt Asilah – einer kleinen, historisch reichen, damals jedoch recht vernachlässigten Stadt an der Atlantikküste nicht weit von Tanger.
Ein progressives Festival in politisch unruhigen Zeiten
Melehi hatte sich bereits Anfang der 1970er-Jahre von einem links orientierten Kreis innerhalb der Casablanca Art School distanziert. Die Zeitschrift „Souffles-Anfas“ hatte er noch vor ihrem Verbot 1972 und der Verhaftung ihrer Mitbegründer verlassen, woraufhin er begann, die Zeitschrift „Integral“ herauszugeben. Die Gründung des „Moussem“ von Asilah ist also auch vor dem Hintergrund massiver politischer sowie kultureller Repressionen in Marokko zu sehen. In dieser Zeit gelang es Melehi, Maraini und Benaïssa, ein großes internationales Festival an einem kleinen Ort fernab der Machtzentren zu begründen, das neue partizipative Kunstformate und progressive Debatten im öffentlichen Raum ermöglichte und zugleich die Unterstützung der Monarchie und internationaler Förderer, vor allem aus den Golfstaaten, fand. Nichtsdestotrotz gab es auch lokale Initiativen, Schriftsteller*innen und Intellektuelle, die eine Vermarktung von Kultur und die Verdrängung lokaler Künste durch die politischen und ökonomischen Interessen des „Moussem“ fürchteten, das in ihren Augen vor allem auf städtische Entwicklung und weniger auf eine künstlerische Bewegung setzte.
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