Welche Stimmung ist auf der Buchmesse 2010, was die „Angst vor der Digitalisierung“ angeht?
Das ist ein bisschen zwiegespalten. Wenn man an die Eröffnungsrede zur Buchmesse denkt, merkt man, dass diese Angst beschworen wird, um sie gleich wieder zu negieren. Ich glaube, dass mittlerweile die Haltung existiert: „Lasst es uns machen“. Aber nicht in Konkurrenz zum Buch, sondern als Ergänzung und Erweiterung des Buches. Das heißt, die Inhalte werden bleiben, aber die Medien werden sich verändern. Das E-Book kommt. Aber das Buch bleibt.
Einen Schritt in Richtung Digitalisierung macht die SCHIRN mit ihrem neuen Online-Magazin. In diesem Sinne bin ich gespannt darauf, wie sich das Katalogmanagement entwickeln wird.
Darauf ist auch das Katalogmanagement gespannt. (lacht)
Deine Berufsbezeichnung ist Katalogmanagerin: Was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Katalogmanagement heißt, dass der gesamte Publikationsbereich – Kataloge, Schülerbegleithefte, Collector‘s Editions – zentral gesteuert wird. Von den ersten Konzeptideen über die Entwürfe und den Verhandlungen mit Verlagen und Partnern bis zum fertigen Buch. Wie bewerbe ich das, wie sorge ich dafür, dass es nachhaltig auf dem Markt bleibt? Alles, was mit dem Buch zu tun hat, konzipiere und kontrolliere ich in gewisser Weise – wobei natürlich den Kuratoren der redaktionelle Bereich vorbehalten bleibt. Ich begleite den Prozess des Buchdrucks beratend und liefere zusätzliche Ideen.
Inwiefern ist die SCHIRN – abgesehen von Deiner Person – auf der Buchmesse präsent.
Wir sind auf der Buchmesse durch unsere Publikationen präsent, die von den Verlagen vorgestellt werden. Wir haben das Glück, dass der Hatje Cantz Verlag Vorabdrucke unseres neuen Ausstellungskatalogs zu Gustave Courbet hat drucken lassen, so dass das Publikum ihn schon jetzt sehen und sichten kann – wie am Stand direkt hinter uns. In der SCHIRN kommen die ersten gedruckten Kataloge erst kurz vor der Eröffnung am 14. Oktober an. Wichtig ist auch, dass die Vertreter der nationalen und internationalen Distributionen anhand der ausgestellten Bücher entscheiden können, was sie in ihren Vertrieb aufnehmen und in die Handel geben wollen.
Ein zweiter Punkt: Dass ich auf der Buchmesse bin, hat immer auch den Aspekt der Marktforschung und Marktbeobachtung. Was gibt es für neue Bücher, wie setzen andere ihre Ideen um, was ist attraktiv? Ich kann mich hier mit Designern treffen, mit möglichen Verlagspartnern; ich kann schnell Probleme im laufenden Prozess klären. Die Buchmesse ist eine Business-Kontaktbörse: Weil alle aus dem Buchbereich hier sind, kann ich alles schnell besprechen und managen – auf engstem Raum in kürzester Zeit.
Mit welchen Partnern ist die SCHIRN auf der Buchmesse vernetzt?
Zum Beispiel mit Hatje Cantz: Dem Verlag, bei dem wir „Weltenwandler. Die Kunst der Outsider“ und „Courbet. Ein Traum von der Moderne“ herausgegeben haben. Wir kooperieren aber auch mit Verlagen wie Hirmer, Kerber und Walther König. Und wir sind mit anderen Verlagen vernetzt, mit denen wir schon gearbeitet haben, oder jenen, mit denen wir noch nicht gearbeitet, aber schon Angebote eingeholt haben. Ich treffe mich auf der Buchmesse noch mit weiteren Verlagen, die ich als potentielle Partner zukünftiger Publikationen einschätze. Außerdem ist es schön zu sehen, ob ein Buch, das wir vor einem halben Jahr verwirklicht haben, auf der Messe noch präsent ist. Was machen diese Verlage jetzt? Können wir in Zukunft wieder ein Buchprojekt realisieren? Sind die Verlage bereit, uns ein gutes Angebot zu machen? Denn Kooperation ist immer auch eine Frage des besten Preis-Leistungs-Verhältnisses. Aber abgesehen vom Preis ist es auch wichtig, ob man in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet hat.
Das Gespräch mit Tanja Kemmer (Katalogmanagement SCHIRN) führte Florian Leclerc.
DIE SCHIRN AUF DER BUCHMESSE
11.10.2010
3 min Lesezeit
Jedes Jahr im Herbst ist Frankfurter Buchmesse – und alle Verlage, Vertreter und Händler sind da. Unsere Katalogmanagerin Tanja Kemmer war für die SCHIRN KUNSTHALLE auf der Buchmesse 2010 präsent.