„Mein Thema sind die Zumutungen des Alltags“

21.11.2024

7 min Lesezeit

Autor*in:
Markus Wölfelschneider

Ein Stand-up-Comedian, auch ein erfolgreicher, steht natürlich nicht immer. Manchmal sitzt er auch – zum Beispiel am Schreibtisch. Der von Bruno Banarby befindet sich in den Räumen der Frankfurter Agentur Hood Comedy. Dort haben wir ihn besucht.

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Als Orien­tie­rungs­hilfe streckt Bruno Banarby seinen Kopf aus dem Fens­ter eines riesi­gen Gebäu­des im Rödel­hei­mer Indus­trie­ge­biet. Mit dem Handy am Ohr erklärt er uns den Weg. „Wenn ihr mit dem Auto da seid, stellt euch einfach auf den Park­platz neben den Smart.“ Der Eingang zum Büro der Agen­tur Hood Comedy ist nicht leicht zu finden. Mit dem Tonstu­dio des Rappers Jamin und dem Mode­la­bel Perplex teilt sich Hood Comedy einen geräu­mi­gen Works­pace. Letz­te­res erklärt dann auch die Klei­der­stan­gen voller Street­wear im Konfe­renz­raum, in dem wir sitzen. Die loft­ar­ti­gen Räume haben hohe Fens­ter, durch die viel Licht fällt. Gleich nebenan befin­det sich eine Firma, die auf Video­pro­duk­tio­nen spezia­li­siert ist. Banarby hat dort vor ein paar Jahren während seines Studi­ums ein Prak­ti­kum gemacht.

„Ich komme eigent­lich vom Film“, erzählt Banarby bei einer Tasse Kaffee. Nach dem Abi studierte er an der Hoch­schule Rhein­Main in Wies­ba­den vier Semes­ter lang das Fach „Media: Concep­tion & Produc­tion“. Mit aufwen­dig insze­nier­ten Sket­chen trotz null Euro Budget machte er sich auf YouTube einen Namen. Als er von der Main­zer Eventagen­tur ESVUM (die Abkür­zung steht für „Ein Stück von uns Mainz“) als Stand-up-Act zu einem Talents­lam einge­la­den wurde und merkte, wie viel Spaß ihm das macht, entwi­ckelte er sein neu entdeck­tes Talent immer weiter. Inzwi­schen ist er bei bekann­ten Forma­ten wie Night­wash aufge­tre­ten. 2022 hat er das Projekt Open Mic von M&M‘s gewon­nen, das von Enissa Amani gehos­tet wurde. „Früher hatte ich bis zu vier Jobs gleich­zei­tig und trotz­dem Schul­den, weil ich viel Geld in mein Video-Equip­ment inves­tiert habe. Mitt­ler­weile kann ich von meiner Comedy gut leben.“

Foto: Neven Allgeier

„Ich Sag Euch Ehrlich“

Auf der Bühne verkör­pert Banarby keine Kunst­fi­gur, schlüpft in keine Rolle. Passen­der­weise heißt seine abend­fül­lende Show, mit der er seit vergan­ge­nem Jahr auf Tour ist, dann auch „Ich Sag Euch Ehrlich.“ In seinem Programm erzählt er zum Beispiel von verwöhn­ten Hunden, die einen eige­nen Netflix-Account besit­zen oder macht unmiss­ver­ständ­lich klar, warum er in seinem Freun­des­kreis unter gar keinen Umstän­den mehr als Umzugs­hel­fer bereit­steht. „Die Zumu­tun­gen des Alltags: Das ist mein Thema“, sagt Banarby. „Meine Storys sind echt – 80 Prozent erlebt und höchs­tens 20 Prozent erfun­den, damit es lusti­ger wirkt.“

Bruno Banarby
Foto: Neven Allgeier

“Meine Storys sind echt – 80 Prozent erlebt und höchs­tens 20 Prozent erfun­den, damit es lusti­ger wirkt.”

Bruno Banarby

Bruno Banarby
Foto: Neven Allgeier
Foto: Neven Allgeier

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Sein Stil ist stark von US-Comedy geprägt. Aufge­wach­sen ist Banarby mit TV-Forma­ten wie „Def Comedy Jam“. Inspi­riert haben ihn Come­di­ans wie Dave Chap­pelle, Steve Harvey und Sebas­tian Manis­calco. „Ihren Stil habe ich genau ange­kuckt. Ich wollte wissen: Was macht die Guten gut. Comedy hat am Ende auch viel mit Hand­werk zu tun.“ Deut­scher Humor komme oft aus einer etwas stei­fen Kaba­rett-Tradi­tion, erklärt Banarby. „Hier musst du erst einmal bewei­sen, dass du lustig bist. In Amerika hinge­gen ist bereits ein Vibe im Raum, bevor jemand über­haupt die Bühne betritt. Es gibt Musik vom DJ, das finde ich cool.“

Eine seiner Stär­ken ist die soge­nannte Crowd­work – also das Vorge­plän­kel mit dem Publi­kum, bevor die eigent­li­che Show beginnt. Dass sich auf seinen Social-Media-Kanä­len so viele Crowd­work-Videos finden, hat aber auch ganz prag­ma­ti­sche Gründe, wie Banarby zugibt: „Ich möchte von meinem Programm im Netz nicht zu viel preis­ge­ben. Die Leute sollen ja noch Lust haben, meine Shows zu besu­chen. Deinen Lieb­lings­song kannst du immer wieder hören. Bei einem guten Gag ist das anders. Der ist beim zwei­ten Mal Hören längst nicht mehr so lustig. Und neue Gags zu schrei­ben, ist rich­tige Arbeit.“ Nächs­tes Jahr geht Banar­bys aktu­elle Tour mit einer Show im Offen­ba­cher Capi­tol zu Ende. Dort soll dann auch das komplette Programm mitge­filmt und hoch­ge­la­den werden.

Zusam­men mit seinem Kumpel Halid Rizva­no­vic hat Banarby Hood Comedy gegrün­det. Jede Woche veran­stal­ten die beiden Open-Mic-Abende in verschie­de­nen Loca­ti­ons im Rhein-Main-Gebiet – in Frank­furt etwa im Club Karl­son und der Bar Noah. „Für Come­di­ans gibt es nichts Wich­ti­ge­res, als regel­mä­ßig aufzu­tre­ten. Um neue Nummern zu testen, eignen sich ganz beson­ders die klei­nen Bühnen. Dort kannst du nichts verste­cken.“ Newco­mer*innen, die sich vor klei­nem Publi­kum bewährt haben, bekom­men die Chance, beim „Hood Comedy Show­case“ aufzu­tre­ten – einer großen Show, die jeden zwei­ten Monat über die Bühne geht. Dort sind auch regel­mä­ßig namhafte Come­di­ans zu Gast. Die nächste Ausgabe findet am 29. Dezem­ber in der Frank­fur­ter Batsch­kapp statt.

Bruno Barnaby
Foto: Mars Wrigley; Image via wuv.de

Auf der Bühne und auf den Ohren

Banarby und Rizva­no­vic produ­zie­ren auch einen gemein­sa­men Podcast mit dem Titel „Pass Auf Wie Ihr Redet“. Jeden Mitt­woch gibt es eine neue Folge. „Während der Corona-Zeit haben wir jedes Wochen­ende lange Tele­fon­ge­sprä­che geführt, um uns besser kennen­zu­ler­nen, damit wir auf der Bühne gut harmo­nie­ren. Dabei haben wir über alles Mögli­che gere­det. Irgend­wann haben wir gesagt, lass uns das doch jetzt einfach öffent­lich tun und einen Podcast daraus machen.“

Bevor wir gehen, schauen wir noch einmal kurz im Büro von Banarby und Rizva­no­vic vorbei. Die beiden Schreib­ti­sche stehen sich direkt gegen­über. Auf einem Sofa liegt ein Basket­ball, der an Banar­bys impo­sante Sport­kar­riere erin­nert. Als Jugend­li­cher spielte er für Top-Vereine wie Eintracht Frank­furt, Skyliners Frank­furt und White Wings Hanau. Sein Traum war es damals, NBA-Profi zu werden. Am Abend hat Banarby noch eine Veran­stal­tung in der Bar Rot & Vogel im Frank­fur­ter Nordend. Einen Tag später reist er nach Berlin, wo er gleich eine ganze Reihe von Auftrit­ten absol­viert. Er ist gut im Geschäft. In Frank­furt wird er hin und wieder von Frem­den auf der Straße erkannt. „Manch­mal kommt es vor, dass mich im Vorbei­ge­hen jemand kurz antippt und sagt: Du bist lustig! Das gefällt mir.“ Banarby beglei­tet uns nach drau­ßen. Zum Abschied sagt er: „Wenn ihr mal lachen wollt, ihr wisst, wo ihr mich findet.“

Foto: Neven Allgeier

Bruno Banarby

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