5 Fragen an
Hadija Haruna-Oelker
21.02.2025
6 min Lesezeit
Was bedeutet Widerstand und welche Rolle spielt dabei Hoffnung? Fragen wie diese diskutieren Aisha Camara, Evein Obulor, Laura Digoh-Ersoy, Christelle Nkwendja-Ngnoubamdjum und David Zabel im Storytelling Salon zum Black History Month. Wir haben mit Hadija Haruna-Oelker gesprochen, die das Format kuratiert und die Storyteller*innen um Statements gebeten hat.
1. Der Storytelling Salon, der am 25. Februar in der SCHIRN stattfindet und von Dir kuratiert und moderiert wird, feiert dieses Jahr 10-jähriges Jubiläum. Für alle, die den Salon die letzten Jahre noch nicht verfolgt haben: Um was für ein Format handelt es sich hierbei?
Hadija Haruna-Oelker
Stell Dir Sprecher*innen auf einer Bühne vor, die etwa 10-15 Minuten über ein Leitthema sprechen oder dazu performen. Aus ihren verschiedenen Beiträgen und Perspektiven ergibt sich ein Erzähl-, Lese- und Performance-Abend. Beim Storytelling verweben sich persönliche Eindrücke und politische Kontexte, die dabei auch in Anlehnung an die auf dem afrikanischen Kontinent verbreitete Tradition von Oral History bestehen. In den vergangenen Jahren haben die Storyteller*innen diese Abende immer ganz unterschiedlich genutzt: Es ging um übergeordnete Themen wie Schwarzes Mittelmeer, Intersektionalität oder Afrofuturismus. Es wurde gelesen, gesprochen, gesungen und dabeigestanden oder -gesessen. Es gab Poetry Slams und Musik. Dieses Jahr passiert etwas unter dem Leitmotiv „Widerstand und Hoffnung“ auf der Bühne, das hoffentlich Denkprozesse anregt, die Community stärkt und Bündnisse schafft.
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2. Es gibt noch ein zweites großes Jubiläum, das das Thema des diesjährigen Storytelling Salons mitbestimmt: Das 40-jährige Jubiläum der ISD (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland). Welche Bedeutung hat die Geschichte der ISD für Dich und inwiefern hat sie Deine Planung der kommenden Veranstaltung beeinflusst?
Hadija Haruna-Oelker
Empowerment – Bildung – Anti-Rassismus. Das sind die Arbeitsschwerpunkte der ISD, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Interessen Schwarzer Menschen in Deutschland zu vertreten. Da der Verein nicht nur nach außen wirkt, sondern auch nach innen, war er für mich immer auch ein Raum der Selbstbestärkung und des Empowerments. Ich sage immer, dass ich heute nicht die Journalistin wäre, die ich bin, wenn ich nicht auch in diesem Bündnis gewachsen wäre. Und in diesem Sinne ist die ISD als Verein auch immer schon das gewesen, was aktive Menschen aus ihr machen. So sind aus der ISD über all die Jahre viele weitere Initiativen und Ideen erwachsen. Und damit beschreiben die 40 Jahre des Vereins auch eine vielfältige Schwarze Geschichte in Deutschland. Darum ging es unter anderem auch im Sammelband Spiegelblicke, den wir als Team zum 30. Jubiläum herausgegeben haben. Die Mitherausgeber*innen Laura und Christelle sind auch an diesem Storytelling-Abend dabei. Das 30. Jubiläum haben wir damals groß in der Jugendkulturkirche St. Peter in Frankfurt gefeiert. Den 40. feiern wir Ende des Jahres im HKW in Berlin.
3. Das Line-up am 25. Februar besteht unter anderem aus der Kommunikationsberaterin Aisha Camara, der Antidiskriminierungsbeauftragten Evein Obulor, der Bildungsarbeiterin Laura Digoh-Ersoy und der Autorin Christelle Nkwendja-Ngnoubamdjum. Dazu wird es einen Auftritt des A-cappella-Chors „BeVocal“ geben. Ohne jetzt zu viel vorwegnehmen zu wollen: Was für Arten von Stories erwarten uns?
Hadija Haruna-Oelker
Auch ich bin schon sehr gespannt, denn ich habe mir natürlich etwas gedacht, als ich die Personen eingeladen habe. Dennoch weiß nicht, was sie konkret erzählen werden. Schließlich ist das ja die Idee: Sie sind frei, unter der Überschrift „Widerstand und Hoffnung“ ihre Gedanken zu formulieren. Aber was ich jetzt schon weiß, ist, dass es um Themen wie die Kraft in sich verändernden Zeiten, um das Empowerment von Kindern und Utopien der Zukunft gehen wird.
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4. In einem Satz: Was bedeutet Widerstand für Dich und die Storyteller*innen, deren Geschichten wir bald hören werden?
Hadija Haruna-Oelker
Unermüdlich sich selbst treu bleibend, im Glauben auf eine gerechtere und damit bessere aller möglichen Welten, aktiv und wehrhaft zu sein.
David Zabel
Widerstand entsteht für mich dort, wo Mut auf Resilienz trifft.
Evein Obulor
Zusammenbleiben, wenn rechte Kräfte versuchen, uns zu trennen.
Aisha Camara
So wie Krisen, Gewalt und Unterdrückung nie aufgehört haben, hat auch Widerstand nie aufgehört. Es gibt eine Kontinuität von Solidarität, von Menschen, die sich zusammentun, sich gegenseitig halten und Wege nach vorne suchen. Hoffnung heißt nicht, dass alles gut wird, aber dass Veränderung immer möglich ist – weil sie es immer war. Sie entsteht im Handeln, in der Erinnerung, in der Verbindung zu denen, die vor uns gekämpft haben und zu denen, die es heute tun.
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5. Widerstand ist eng mit der Hoffnung auf Besserung verbunden. Doch gerade diese kann aktuell mit Blick auf die globale politische Lage schnell verloren gehen. Was verstehen Du und die Storyteller*innen unter Hoffnung? Und wie können wir sie weiter stärken und schöpfen?
Hadija Haruna-Oelker
Ich denke da an die Lyrikerin Hilde Domin und ihre Worte: Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten.
Aisha Camara
Hoffnung hat eine Geschichte.
Christelle Nkwendja-Ngnoubamdjum
Für mich ist Hoffnung in vielen Situation ein Rettungsanker und etwas, an das sich festgehalten wird. Gerade jetzt verliert dieser Anker an Stabilität und das ist verunsichernd. Zum einen schöpfe ich Hoffnung in der Auseinandersetzung mit mir selbst und der Besinnung auf das Wissen und den Erfahrungen meiner Elders und Ahn*innen. Diese haben sich durch viel Not und Ungerechtigkeit gekämpft und sind selten der absoluten Hoffnungslosigkeit erlegen. Zum anderen schöpfe ich auch viel Kraft und Hoffnung in den Momenten des Zusammenseins in Communities und mit meinen Liebsten. Vor allem mit den kommenden Generationen. Für sie wünsche ich mir eine Zukunft, die sich zuversichtlicher anfühlt als die Gegenwart. Daher ist es für mich keine Option, die Hoffnung zu verlieren oder loszulassen. I keep on being – mit all meinen Ängsten und all meiner Hoffnung.
Evein Obulor
Hoffnung bedeutet für mich der Glaube daran, dass wir unsere Gesellschaft verändern können, wenn wir auch im politischen Kampf miteinander in Beziehung bleiben.
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