Diese Kochbücher liefern garantiert Inspiration: Von Frida Kahlos Hochzeitsmenü über Jackson Pollocks Apfelkuchen bis hin zu Olafur Eliassons Farm-to-table Küche. Guten Appetit!
1. Frida’s Fiestas: Recipes and Reminiscences of Life with Frida Kahlo
Frida Kahlos Stieftochter Guadalupe Rivera war es, die mehr als 100 Rezepte der fantastischen Künstlerin zusammentrug. Von mexikanischen Klassikern, wie Mole, Tamales und Enchiladas, sind hier auch eigens kreierte Gerichte und umfangreiche Menüs zu finden, die das Besondere an diesem Kochbuch ausmachen. Regelmäßig luden Frida Kahlo und Diego Rivera Freunde in ihre Casa Azul zu sogenannten „Días de los manteles largos“ (Tage der langen Tischdecken) ein und zelebrierten die mexikanischen Festtage – wie Día de los Muertos (Tag der Toten) mit Kürbis in Sirup, Hühnchen in Pipián Sauce und erfrischender Erdbeer-Atole. Eine wunderbare Rezeptesammlung für alle, die Abwechslung in die alltägliche Speisekarte bringen möchten.
2. The Museum of Modern Art Artists‘ Cookbook
Eine Reise zurück in die New Yorker Bohème der 70er und doch erstaunlich zeitgemäß, mit seinem Lobgesang auf Organic- und der Abrechnung mit Junk-Food. Hinter diesem einfachen Ringbuch verbergen sich neben Interviews mit 30 damals eng mit dem MoMA verbundenen Künstlerinnen und Künstlern ganze 155 ihrer Rezepte, darunter Louise Bourgeois‘ französischer Gurkensalat, Helen Frankenthalers gefüllter Felsenbarsch oder Christo und Jeanne-Claudes „Filet-Mignon Dinner Party“. Auch Andy Warhols perfekte Zubereitung der Campbells‘ Soup darf nicht fehlen. Authentische Einblicke in kulinarische Kindheitserinnerungen, absurde Vorlieben und Essgewohnheiten der Künstler machen dieses Kochbuch zu einem Evergreen.
3. Dinner with Jackson Pollock: Recipes, Art & Nature
Mitten in Springs, abseits der Hektik vom Big Apple, führten Lee Krasner und Jackson Pollock das Leben, wovon Landlust-Leser heute träumen. Säen, Pflanzen, Ernten – ihre enge Verbindung zur Natur spiegelt sich auch in ihren Rezepten wieder. Regelmäßig luden sie Gäste zum Essen ein. So kam auch dieses Kochbuch zustande, das neben Krasners und Pollocks handgeschriebenen Rezepten eine bunte Sammlung von Lieblingsgerichten ihrer engsten Freunde umfasst. Von Frank Stellas berühmten Potato Pancakes, über Elaine de Koonings Fruchtsalat bis hin zu Perle Fines Bouillabaise. Dank der nostalgisch anmutenden Fotos und Anekdoten aus Krasners und Pollocks Leben hat man mit diesem Kochbuch sofort das Gefühl, selbst mit den beiden bis in die späte Nacht am Esstisch zu sitzen.
4. Artists‘ recipes (Second edition)
Eine Art zeitgenössische Fortsetzung des MoMA Kochbuchs könnte man es nennen. Und doch ist es ganz anders. Die zweite Ausgabe der „Artists‘ recipes“ wirft einen Blick in die Kunst und Küche von 81 nicht weniger bekannten Künstlerinnen und Künstlern, wie Alicja Kwade, Tobias Rehberger, Marina Abramović oder Jan de Cock. Collagen, Gemälde und Fotografien der Künstler machen aus dem schlichten Leineneinband ein ganz eigenes Kunstwerk, in dem sogar die Rezepte handgeschrieben sind. Und die wiederum könnten mit Super-Yogibread, Banana Sandwich und Prawn Curry kaum zeitgenössischer sein.
5. Rirkrit Tiravanija & Antto Melasniemi, The Bastard Cookbook
Rirkrit Tiravanija: Ein Name, an dem kein Weg vorbeiführt, wenn es um Kunst und Essen geht. Seit den 1990er Jahren integriert der thailändische Konzeptkünstler Kochen in seine oft als „relational“ bezeichnete Kunst, die auf Interaktion mit den Besucherinnen und Besuchern abzielt. Mit dem Gastronomen, Pop-Up-Restaurant-und-Food-Event-Experten Antto Melasniemi, der wiederum eine Leidenschaft für die finnische Küche besitzt, veröffentlichte der Künstler 2019 das „Bastard Cookbook“. Nordische Lachssuppe, Tom Kha Gai Soup Galangal Chicken und makaronilaatikko (finnischer Makkaroniauflauf) sind Teil ihres Repertoires, das mit der „Bastard Bouillabaisse“ endet. Und warum Bastard? Weil sie alles kochen, worauf sie Lust haben. Es gehe ihnen weder um Authentizität noch um Purismus. Auch wenn viele der Gerichte erstaunlich klassisch sind.
6. Studio Olafur Eliasson: The Kitchen
Im Kochbuch des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson sind ausschließlich vegetarische Rezepte zu finden. „What else is new?“, könnte man nun einwenden. Schließlich wird der Markt von vegetarischen und veganen Kochbüchern seit Jahren überflutet. Doch Eliasson bietet mehr. Tagtäglich trifft sich in seiner Studioküche eine Gruppe aus Künstlern, Mitarbeiten und Gästen zum gemeinsamen Mittagessen und kreativen Austausch an der langen Holztafel. Dabei, und so auch in seinem Kochbuch, geht es um mehr als nur Nahrungszufuhr. Es geht um Essen als sinnstiftendes Element. Und so vermittelt „The Kitchen“ neben Einblicken in den Alltag der Studioküche auch eine philosophisch-wissenschaftliche, fast poetische Betrachtung von Nahrungsmitteln als Licht- und Energiespeicher.
7. Salad for President
Salat, Salat, immer nur Salat. Aber nicht doch! Wer denkt, bei Julia Sherman ginge es nur um ein weiteres Superfood-Kochbuch, irrt gewaltig. Hinter „Salad for President“ verbergen sich eine ganz besondere Geschichte und neben Anbautipps fürs heimische Gemüse auch Rezepte für Hedonisten, wie Bloody Mary, Flank Steak oder Tomatensalat mit Polenta Croutons. Mit einem Master of Fine Arts in der Tasche und einer Künstlergalerie in Los Angeles, entschied Julia Sherman – schon immer passionierte Gastgeberin und Köchin – eines Tages ihr Leben gänzlich dem Kochen zu widmen.
Doch mehr als nur das bieten ihr Blog und das gleichnamige Kochbuch Einblicke in die Küchen, Gärten und Arbeitsplätze von internationalen Malern, Fotografen, Musikern und Schauspielern. Für ihre Rezeptesammlung reist Sherman von Kyoto bis nach Mexiko und hält die gemeinsame Küchenarbeit in Fotos, Interviews und Rezepten fest. 2014 eröffnete sie auch den MoMA PS1 Salad Garden. Nur ein Jahr später folgte ein weiterer im Getty Museum in Los Angeles. Hier wird nicht nur gepflanzt und geerntet, es finden auch Performances und Dinnerparties statt. Und so verschmelzen Kunst und Kochen bei Sherman auf ganz selbstverständliche Art und Weise miteinander.
8. Dalí. Les dîners de Gala
Ein Turm von Flusskrebsen und Sahnebonbons mit Kiefernzapfen, begleitet von entrückten Collagen, Keks-Eintopf-Perücken und barock inszenierten Bratenplatten. Diese Neuauflage vom ursprünglich 1973 erschienenen, surrealistischen Kochbuch Salvador Dalís ist mehr als nur verrückte Spielerei. Tatsächlich verstecken sich hinter den auf den ersten Blick absurd erscheinenden Rezepten oft die Namen großer Gourmets.
Die opulente „Roast side of beef and vegetables“ stammt beispielsweise aus dem 1900 gebauten Le buffet de la Gare de Lyon, das später in Le train bleu umbenannt wurde. Das luxuriöse Restaurant mit üppigen vergoldeten Stuckaturen und pompösen Wandgemälden befindet sich im Bahnhof von Lyon und ist noch heute ein Muss für Feinschmecker. Neben Dalí waren hier auch Gäste wie Coco Chanel und Brigitte Bardot anzutreffen. Und, wer hätte das gedacht, auch der Flusskrebse-Turm stammt aus dem nicht minder bekannten Pariser Restaurant La Tour d’Argent, das zu Dalís Zeiten sogar noch drei Michelin-Sterne trug.
9. Dinner with Georgia O‘ Keefe: Recipes, art, landscape
Im Sommer 1929 kam die US-amerikanische Künstlerin Georgia O’Keefe nach New Mexico, wo sie fortan noch viele Jahre zwischen den Städten Ghost Ranch und Abiquiu verbrachte. Hier entstanden auch ihre in Orange-, Rot- und Gelbtönen leuchtenden Gemälde der felsigen, weitläufigen Wüstenlandschaft. Inspiriert von der dortigen Kultur, enthält dieses Kochbuch Lieblingsrezepte O‘Keefes mit handschriftlichen Notizen. Wie auch im zwei Jahre zuvor erschienenen „Dinner with Jackson Pollock“ sind die meisten Gerichte einfach zuzubereiten und enthalten häufig für die Region typische Zutaten. „Farmhouse“-Roggenbrot oder Spiegeleier gewürzt mit Koriander und Limettensaft sind hier ebenso zu finden wie für New Mexiko weniger typische Rezepte wie Borschtsch.
10. Dorothy Iannone: A Cookbook
Wer kürzlich einmal die New Yorker High Line entlang spaziert ist, wird es kennen: Dorothy Iannones knallbuntes Wandbild an einem angrenzenden Haus. Darauf zu sehen sind drei Freiheitsstatuen in gemusterten, verspielten Gewändern, begleitet von der Zeile aus Emma Lazarus‘ Gedicht, die auch am Fuß der tatsächlichen Freiheitsstatue eingraviert ist: „I lift my lamp beside the golden door.“
Ihr kürzlich erschienenes Kochbuch ist mindestens genauso farbvibrierend und nahezu psychedelisch gestaltet wie ihr vielschichtiges Oeuvre. Von Gazpacho über Curry-Schellfisch bis hin zu Zuppa Inglese enthalten auch die collageartigen, handschriftlichen Rezepte Iannones typischen Wortwitz und tiefschürfende Gedankenspiele. Ein prall gefülltes Gesamtkunstwerk, das erstmal entziffert werden muss – doch bei jedem neuen Aufblättern für ausreichend Denk- und Unterhaltungsstoff am Herd und Esstisch sorgt.
Wie sehen die Küchen der Kunstwelt aus?
Vom Atelier an den Esstisch mit Francis Bacon, Louise Bourgeois, Frida Kahlo und Georgia O'Keeffe