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Legende der Institutionskritik, Demokrat, Artist’s Artist: Der Ausstellungsfilm zur großen Retrospektive in der SCHIRN gibt einen Überblick über Hans Haackes vielseitiges Werk.
Von SCHIRN MAGAZINHans Haacke ist in seinem künstlerischen Schaffen Visionär: Ökologie, Institutionskritik, Demokratie. Die großen Themen seiner Kunst sind drängend und bis heute relevant. Die SCHIRN präsentiert ikonische Frühwerke der 1960er-Jahre, bedeutende Realzeit-Systeme, Arbeiten, die die Mitwirkung des Publikums einfordern, sowie raumgreifende (geschichts-) politische Installationen.
Der Film zur Ausstellung gibt einen Überblick über sein vielseitiges Werk, stellt zentrale Werke vor und verdeutlicht, wie Haacke zu einem der international bedeutendsten und für die jüngere Künstlergeneration prägenden politischen Künstler wurde.
Carol Rama wurde 1918 in Turin geboren und verbrachte in der Stadt auch einen Großteil ihres Lebens. Mit Anfang zwanzig begann sie zu malen und bezog 1943 ein Atelier in der Via Napione 15, das zum lebenslangen Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens wurde. Im hohen Alter wurde Rama gefeiert und auf der Venedig-Biennale 2003 mit dem Preis für ihr Lebenswerk bedacht. Im September 2015 starb sie im Alter von 97 Jahren in Turin: Vier Jahre später wurde ihr Wohnatelier, das die italienische „Vogue“ einst als Gesamtkunstwerk vorgestellt und abgelichtet hatte, als Museum öffentlich zugänglich gemacht.
Bei meinem Besuch war ich beeindruckt von der stimmungsvollen Beleuchtung durch die überall platzierten Lampen sowie von mehreren tragbaren Fernsehgeräten, den zahlreichen gerahmten Zeichnungen und Fotografien von Rama und ihren Freund*innen an den Wänden, aber auch von einigen der innovativen und unkonventionellen Werkmaterialien, für deren Verwendung sie berühmt war. Die nachfolgend beschriebenen Gegenstände, die im Rahmen einer Führung zu sehen sind, illustrieren Ramas Arbeitsweise und beleuchten ihr Leben als Künstlerin.
Der Arbeitstisch
Der Bereich rund um Carol Ramas Arbeitstisch und die auf ihm angeordneten Gegenstände lassen die außergewöhnliche Bandbreite ihrer Praxis deutlich werden und zeugen von der langen Spanne ihrer Lebens- und Schaffenszeit. Neben ihren Gemälden, die die umgebenden Wände zieren, gibt es auch Pinsel zu sehen, eine alte Schreibmaschine und einen Fernseher, mehrere Leuchten und einen gläsernen Kopf. Bei Letzterem handelt es sich um eine abstrahierte Figur, die an Ramas Werke „Sguardo“ und „Figura (sedia rossa)“ (beide 1947) erinnert – Porträtdarstellungen, die auf die Wiedergabe jeglicher Gesichtszüge verzichten und den Teint stattdessen zu einer hautfarbenen ovalen Form auflösen. Zudem finden sich Holzstatuetten, die sinnbildhaft für Ramas lebenslange Erkundung des menschlichen Körpers stehen, von ihren frühen Aquarellmalereien nackter Körper bis hin zu den später entstandenen Arbeiten, die die Figur in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen. Auch wenn die Atelierumgebung auf den ersten Blick chaotisch wirken mag, bietet sie doch eine perfekte Einführung in Ramas reiche und vielfältige Welt.
Die Sprachwahl würde jeweils prozentual den Anteil an Migrant*innen und Geflüchteten in Griechenland und der Bundesrepublik widerspiegeln, erläuterte Haacke: „Das Banner bekräftigt unsere Verbundenheit mit allen Migranten und Flüchtlingen, die gegenwärtig in vielen Ländern der Welt virulentem Fremdenhass, Rassismus und lebensbedrohenden Religionskonflikten ausgesetzt sind.“ Der das Textfeld rahmende Regenbogenverlauf verleiht der Aussage einen plakativen Touch, erinnert an die Regenbogenfahne, die für Aufbruch und Frieden wie für die Akzeptanz individueller Lebensformen steht. Seit der documenta 14 war „Wir (alle) sind das Volk“ auf Bannern, Plakaten und Postkarten in Brüssel, Gent, New York, Bratislava und Ramallah, aber auch in Leipzig, Zwickau, Halle, Dresden, Chemnitz, Stuttgart, Berlin und Weimar zu sehen. Im Rahmen der Hans Haacke Retrospektive in der SCHIRN ist das dezentrale Werk nun auch in Frankfurt präsent.
Dort, wo 1990 Haackes Mercedes-Stern den Grenzstreifen erleuchtete, entstand in den vergangenen Jahren ein neues Wohnquartier. Im Exposé wurde mit der Geschichte des Geländes für den Kauf von Eigentumswohnungen geworben: „Das Quartier Luisenpark Berlin-Mitte ist repräsentativ, urban und wahrhaft historisch. Denn genau vor dem Quartier auf der Stallschreiberstraße verlief die Berliner Mauer.“
Das Banner bekräftigt unsere Verbundenheit mit allen Migranten und Flüchtlingen, die gegenwärtig in vielen Ländern der Welt virulentem Fremdenhass, Rassismus und lebensbedrohenden Religionskonflikten ausgesetzt sind.