Weder Gallery Weekend noch Kunstmesse: Das kooperative Veranstaltungsformat VARIOUS OTHERS in München bietet ein spektakuläres Programm an Ausstellungen und Talks zur aktuellen Kunstszene.
Der Sommer hat seinen Zenit überschritten und mit den herbstlichen Temperaturen kehren spektakuläre Ausstellungseröffnungen, Gallery Weekends und Kunstmessen in die wichtigsten Kunstmetropolen zurück. In München setzt man in diesem Jahr hingegen zum wiederholten Mal auf ein anderes, kooperatives Veranstaltungsformat – VARIOUS OTHERS.
Der Grundgedanke der Initiative ist es, eine alternative Form des Zeigens und Reflektierens von und über Kunst zu finden und den Blick auf etwas Anderes zu lenken. Dieses Andere transportiert sich vor allem durch den Grundgedanken der Kooperation und der Intensivierung von Austausch und Dialog mit internationalen Künstlerinnen, Künstlern und Kooperationspartnern. Neben progressiven Neueröffnungen in den örtlichen Ausstellungshäusern, zeigen überregionale Galerien an verschiedenen Münchner Standorten temporärer Ausstellungen und transportieren den zeitgenössischen Kunstdiskurs in die bayrische Landeshauptstadt. Intime Ausstellungssituationen, Gespräche mit Künstlern, Panels und Vorträge zu aktuellen Fragen und Phänomenen in der Kunst laden ein, München als gegenwärtigen Knotenpunkt zu erkunden.
„Computer und Papier“, JAHN UND JAHN Galerie
Die Ausstellung „Computer und Papier“ untersucht die Interaktion zwischen digitalen Medien und dem traditionellen Medium Papier. Dabei steht der Diskurs einer möglichen Symbiose der beiden Techniken im Zentrum, begleitet von der Frage, inwieweit analoge Arbeiten auf Papier von digitalen Werkzeugen profitieren. In ihren individuellen Praktiken reflektieren die Künstler Thomas Baldischwyler, Soyon Jung, Albert Oehlen, Laura Owens, Avery Singer und Felix Thiele analoge und digitale Kunstformen und erforschen neue Potentiale und Zwischenräume.
21. September – 17. November 2019
„Diamond Stingily: Wall Sits“, Kunstverein München
Der Kunstverein eröffnet mit „Wall Sits“ die erste Einzelausstellung der Künstlerin Diamond Stingily (*1990) in Europa und versammelt einen Überblick verschiedener Werkgruppen sowie Neuproduktionen. Stingily erforscht Aspekte zu Identitätsfindung, Mythologie und Ikonographie und bezieht sich dabei auf die urbane Umgebung des Kunstvereins. Mit alltäglichen, gefundenen Objekten, wie Haaren, Türen oder Ketten sowie Videoarbeiten und Texten umkreist die Künstlerin soziale und politische Dimensionen zwischen persönlichen Erinnerungen und gesellschaftlichem Gedächtnis. Dabei nutzt sie intime Fragmente aus ihrer persönlichen Biografie, um systematischen Rassismus und Gewalt in der US-amerikanischen Kultur zu verdeutlichen. Der Ausstellungstitel „Wall Sits“ leitet sich aus einer Übung aus dem Ausdauertraining ab, die in Stingilys Kindheit als Strafe eingesetzt wurde. Dabei lehnt man sich kniend im 90 Grad Winkel gegen eine Wand, die Füße auf dem Boden platziert und hält diese Position so lange wie möglich.
21. September – 17. November 2019
Tramaine de Senna & Nicolás Lamas, Loggia
Der Ausstellungsraum Loggia beherbergt den Kölner Off-Space Mélange, der in Kooperation mit der rumänischen Galeria Sabot aus Cluj-Napoca installative Arbeiten der Bildhauerin Tramaine de Senna und des Bildhauers Nicholás Lamas vereint. Ausgangspunkt für den künstlerischen Ansatz der beiden bilden alltägliche Aspekte des Lebens. De Senna setzt sich verstärkt mit dem Verhältnis zwischen materieller Repräsentation und politischen Bedeutungsebenen von Objekten auseinander und spielt mit der Rekonstruktion von Bekanntem. Ihre fetischartigen Skulpturen generieren durch die Nutzung eigenwilliger Farben, Formen und Materialien eine Spannung, die sich zwischen Anziehung und Abstoßung verortet.
Nicolás Lamas arbeitet sich ebenfalls an dem Vertrauten ab und nutzt gefundene Readymades, die er mit natürlichen Materialien wie Federn, Holz oder Erde zu ephemeren Hybriden kombiniert. Lamas ist vor allen Dingen an einem transitorischen Moment von Objekten interessiert, den er in seinen detailreichen, skulpturalen Collagen durch immer neue Symbiosen und Verflechtungen in den Fokus rückt.
13. September 2019 – 13. Oktober 2019
Paul Gondry und KAYA, Deborah Schamoni
Der New Yorker Performance- und Ausstellungsort MX Gallery schloss sich für die Ausstellung des Künstlerinnenkollektivs KAYA (Kerstin Brätsch & Debo Eilers) featuring Nicolas An Xedro und des Multimedia-Künstlers Paul Gondry mit der Münchner Galerie Deborah Schamoni zusammen. KAYA bedienen sich in ihrer Praxis malerischer und skulpturaler Strategien, die sie als Gegenstand und Ausgangspunkt ihrer raumgreifenden Konzepte reflektieren. Das Werk von Paul Gondry konstruiert unterdes ein fiktives Narrativ, das in einem dunklen, misanthropischen Zeitalter spielt und von einer sterbenden Zivilisation bewohnt wird.
14. September – 19. Oktober 2019
Augustas Serapinas & Malte Zenses, SPERLING
In einer Zusammenarbeit der Londoner Galerie Emalin und der Münchner Galerie Sperling entstand die Kollaboration der jungen Künstler Malte Zenses und Augustas Serapinas. Malerische, gestische Strichformationen huschen über milchige Leinwände und verlängern sich über eine raumgreifende Skulptur, die von deutlichen Nutzungspuren gekennzeichnet ist. Beide Künstler beziehen sich auf konkrete geographische Orte und verstehen ihre gemeinsame Installation als direkte Reaktion auf die spezifische Situation ihrer Herstellung und Präsentation. Serapinas transferiert die Überreste eines Gewächshauses aus seinem Wohnort Vilnius als Sinnbild eines sich ständig wandelnden Ortes in den Ausstellungsraum der Sperling Galerie. Auch in den vier großformatigen Malereien von Malte Zenses tauchen orts- und zeitspezifische Formen und Symbole aus seinem persönlichen Zeichnungsarchiv auf, das sich aus verschiedenen autobiographischen Situationen speist.
14. September – 26. Oktober 2019
Lecture Performance „Guerrilla Girls: The Art of Behaving Badly“, Haus der Kunst
Für gewöhnlich agieren die Guerilla Girls anonym, tragen Gorillamasken und verwenden Pseudonyme, die auf verstorbene Künstlerinnen verweisen. Im Haus der Kunst zeigt Käthe Kollwitz, eine der Gründerinnen der Gruppe, ihr Profil und gibt im Rahmen der Ausstellung „Miriam Cahn. Ich als Mensch“ eine Lecture-Performance. Das vor mehr als 30 Jahren in New York gegründet Kollektiv zählt heute international zu den Ikonen des feministischen Aktivismus – sie entlarven in Form von öffentlichen Auftritten, Büchern und Plakaten Sexismus, Rassismus und Korruption in Politik, Popkultur und bildender Kunst.
19. September 2019, 19 Uhr