Der Portikus zeigt mit der Ausstellung "In it" eine raumgreifende Skulptur und eine Auswahl neuer Gemälde der Künstlerin Jana Euler.
Der Eingang in den Ausstellungsraum scheint zunächst versperrt: Anstatt, wie üblich, direkt in die große Halle des Portikus zu gelangen, muss man seitlich ausweichen. Die Künstlerin Jana Euler hat für ihre Ausstellung „In It“ ein riesenhaftes Herz in den Ausstellungsraum eingepflanzt. Die mit gewellter, spiegelnder Folie ausgekleidete Skulptur entspricht in der Länge exakt den Maßen des Portikus. Sie lehnt an der Balustrade und setzt sich mitten in den Raum hinein fort. „Die Herzskulptur ist das zentrale Element der Ausstellung“, sagt Kurator Fabian Schöneich. „Das Herz hat ein Eigenleben“, erzählt die 1982 in Friedberg geborene Jana Euler, für die die Ausstellung eine Art Heimspiel ist. Von 2002 bis 2008 studierte sie an der Städelschule. Danach folgten zahlreiche Ausstellungen, zuletzt in der Kunsthalle Zürich und im Bonner Kunstverein. Mittlerweile lebt Euler wieder in Frankfurt.
Die Bilder der Ausstellung beschäftigen sich mit der Möglichkeit des Perspektivwechsels und der Verbildlichung von möglichen und unmöglichen, konstruierten Perspektiven.
Zurück zum Herz: Euler hat die Skulptur mit Augen, Nase und Mund bemalt. Schnell assoziiert man mit den großen, comichaften Augen weibliche Brüste. Die Nase wiederum erinnert an männliche Geschlechtsteile, der Mund ist einer Vagina ähnlich. „Es hat ein Gesicht, es schaut selbst, es ist ein autarker Körper, auf den sich die Ausstellung und ihr Titel beziehen“, so Euler. Der Blick des großen Herzlebewesens richtet sich auf zwei Gemälde, die in Marseille entstanden sind.
Die Figur öffnet sich, strebt auf
„Sunset in Marseille“ zeigt eine abstrahierte Figur, fast schon ein Fabelwesen, mit leuchtend gelbem Kopf. Die Figur scheint zu schlummern, um sie herum wogt das Meer. Als Gegenstück dazu lässt sich „Sunrise in Marseille“ lesen. Ebenfalls eine Fabelfigur, auch ihr Kopf ist glühend gelb. Die Figur öffnet sich, strebt auf. Sehr poetisch muten diese bildlichen Allegorien von Sonnenaufgang und -untergang an.
Die Ausstellung umfasst insgesamt acht Arbeiten, davon sieben Gemälde, die allesamt 2015 entstanden sind. Auch „The defense of the white space“ zeigt ein Fabelwesen, diesmal in Graublautönen gemalt, in schützender Gestik verharrend. Das Wesen wirkt wie eine vermenschlichte Form eines „White Cube“-Ausstellungsraumes, dessen Umrisse sich auf der Leinwand abzeichnen. Eine denkbar unmögliche Perspektive ist der Ausgangspunkt für das Bild „In the perspective of the screwed“, mit dem die eigentliche Thematik der Schau nachvollziehbar wird. Dazu die Künstlerin: „Die Bilder der Ausstellung beschäftigen sich mit der Möglichkeit des Perspektivwechsels und der Verbildlichung von möglichen und unmöglichen, konstruierten Perspektiven.“
Begibt man sich ins Obergeschoss des Portikus, kann man durch halbrunde, in die Herzskulptur eingearbeitete Ausschnitte die Szenerie im Ausstellungsraum beobachten. Sie spiegelt sich in der Folie des Herzens. Diese verschiedenen Blickwinkel sind Jana Euler wichtig.
Ein komplexes Spiel mit Perspektive und Blickwinkel
Im Obergeschoss findet sich zudem das Gemälde „Schwan“. Es zeigt den Schwimmvogel großformatig, am Mainufer entlang stampfend. Im Hintergrund zeichnet sich ein eilig schreitender, telefonierender Geschäftsmann ab, quasi ein Klischee-Frankfurter. Dessen Perspektive wiederum demonstriert ein kleinformatiges, unbetiteltes Gemälde im Ausstellungsraum. Leger liegt der Geschäftsmann nun am Mainufer, der Schwan ist, nun in den Hintergrund gedrängt, kaum noch sichtbar.
Schließlich das Bild „Innenperspektive mit gedachter Außenperspektive“. Wir sehen das Portikus-Gebäude von Sachsenhausen aus, gespiegelt, das Gebäude ist offen, die Wände scheinbar durchsichtig, der Blick geht in den Ausstellungsraum. Darin: Ein Bild, auf dem eine unbekleidete Figur zu sehen ist, hastig die eigene Blöße verdeckend. Ein gemalter Blick in den Spiegel? Es handelt sich auch hier um ein komplexes Spiel mit Perspektive und Blickwinkel: Eine Verschränkung des Blicks eines Frankfurters auf den Portikus, als Außenperspektive, mit dem Innenblick der Kunstwelt. Jana Euler treibt ein gewitztes Spiel mit dem Betrachter. Die Vielfalt der Bezüge in und zwischen den Bildern, sowie zu den jeweiligen Orten zu entdecken, ist intellektuell wie visuell ein Vergnügen.