Die SCHIRN präsentiert ab dem 29. Februar eine interdisziplinäre Ausstellung zum Einfluss des Hip-Hop auf die zeitgenössische Kunst und Kultur. Aus diesen fünf Gründen lohnt sich der Besuch.

1. Erstmals in Deutschland: Hip-Hop in der Kunst

THE CULTURE“ beleuchtet erstmals in Deutschland die politischen, kulturellen und ästhetischen Merkmale, die Hip-Hop zu einem globalen Phänomen gemacht und zahlreiche Innovationen in Musik, Mode, Technologie sowie bildender und darstellender Kunst vorangetrieben haben. Die Ausstellung greift zudem zeitgenössische Themen und Debatten auf – von Identität, Rassismus und Appropriation bis hin zu Sexualität, Feminismus und Empowerment. Sebastian Baden, Direktor der SCHIRN, betont:

„Hip-Hop ist eine gesellschaftlich prägende und einflussreiche kulturelle Bewegung, die in der SCHIRN erstmals in Deutschland in einem künstlerischen Ausstellungskontext zu sehen ist. Wir zeigen zusammen mit internationalen Partner*innen den großen Einfluss, den Hip-Hop auf die zeitgenössische Kunst und die Pop-Kultur der letzten 20 Jahre hatte. Mit einem umfassenden Rahmenprogramm greift die Schirn zudem Aspekte der lokalen Hip-Hop-Szene auf – ihre Verbindungen, aber auch die Unterschiede zur US-Geschichte sowie zeitgenössische Debatten über Empowerment und Identität."

Hank Willis Thomas, Black Power, 2006, Chromogener Druck, 40,6 × 50,8 cm, Barret Barrera Projects, © Hank Willis Thomas
2. Fashion-Pieces von Virgil Abloh, Pharrell Williams, Lil Kim und Travis Scott 

Die Ausstellung präsentiert in sechs Sektionen künstlerische Arbeiten in einem dynamischen Dialog mit Mode und historischen Ephemera. Unter die modischen Highlights der Ausstellung fallen u. a. Looks aus den Kollektionen von Virgil Abloh für Louis Vuitton, der legendären Streetwear-Marke Cross Colours sowie von Daniel „Dapper Dan“ Day und Gucci. Und damit nicht genug, auch ein Vivienne Westwood Buffalo Hat (1984), den Pharrell Williams bei der Grammy-Verleihung 2014 berühmt machte, und mehrere von Lil’ Kims ikonischen Perücken, nachgestaltet von der Original-Hairstylistin Dionne Alexander sowie Air Jordans von Travis Scott sind zu sehen.

Kevin Winter/Getty Images North America/Getty Images for NARAS, Image via edition.cnn.com

3. Ein neuer Kanon zeitgenössischer Kunst

Hip-Hop hat sich als künstlerischer Kanon unserer Zeit etabliert, so  resümieren die Kurator*innen Asma Naeem (Baltimore Art Museum, Dorothy Wagner Wallis Director) und Gamynne Guillotte (ehemals Chief Education Officer), Hannah Klemm (ehemals Associate Curator of Modern and Contemporary Art, Saint Louis Art Museum) und Andréa Purnell (Community Collaborations Manager) über die Ausstellung:

„Der Einfluss des Hip-Hop auf die Kultur ist so maßgeblich, dass er zu einem neuen Kanon geworden ist. Dieser konkurriert mit der westlichen kunsthistorischen Tradition, an der sich viele Museen orientieren und ihre Ausstellungen entwickeln. Hip-Hop zeigt alternative Ideale hinsichtlich künstlerischer Qualität und Exzellenz, die sich auf Afro-lateinamerikanische Identitäten und Geschichten konzentrieren. Die Ausstellung THE CULTURE‘ verdeutlicht, dass viele der überzeugendsten bildenden Künstler*innen der Gegenwart sich in ihrer Praxis direkt mit diesem Kanon auseinandersetzen. Die visuelle Kultur des Hip-Hop mit ihren subversiven Taktiken und ihrem Einsatz für soziale Gerechtigkeit taucht überall in der heutigen Kunst auf, in Malerei, Performance, Mode, Architektur ebenso wie auch in der Technologie."

Hassan Hajjaj, Cardi B Unity. 2017/1438 (Gregorian/Hijri), Aus der Serie My Rockstars, Courtesy Yossi Milo Gallery, New York
4. THE VOICES

Neun Prot­ago­nist*innen aus der regio­na­len Hip-Hop-Szene äußern sich zu Themen und Werken von THE CULTURE in persön­li­chen State­ments: Das Projekt THE VOICES stellt inner­halb der Ausstel­lung weite­ren Kontext zu dem Gese­he­nen bereit. Die Audio-State­ments sind in den Ausstel­lungs­räu­men verteilt und können auf dem eige­nen Smart­phone über QR-Codes abge­ru­fen werden. Mit Stimmen von Justus ‘COR’ Becker, Aisha Camara, Edwin Batalla Cardozo aka. Batalla CL, Stef­fen Kurtz, LIZ, Phil­ipp A. Schä­fer (The City Ghost), Sabrina Setlur, Be Shoo und Gianni Suave.

5. Hip-Hop-Kultur trifft auf Feminismus

Im Rahmenprogramm zur Ausstellung befassen sich gleich mehrere Veranstaltungen mit dem Einfluss von Frauen* in der Hip-Hop-Kultur: In der hochkarätigen Veranstaltungs- und Podcastreihe FEEDBACK spricht Moderatorin Miriam Davoudvandi mit weiblichen Persönlichkeiten aus der deutschen Hip-Hop- und Rap-Szene – darunter Cora E. und OG LU sowie Sabrina Setlur und Liz. In dem Eventformat POPCORN & RHYMES präsentieren Aisha Camara und Be Shoo bekannte Musikvideos von feministischen Ikonen der weiblichen Hip-Hop-Community und diskutieren, wie Frauen im Hip-Hop mehr Raum einnehmen können. Und in der dreiteiligen Veranstaltungsreihe WORDCUP RELOADED finden sich in Anlehnung an das ehemalige Hip-Hop TV-Format „Word Cup“ Protagonist*innen aus der Hip-Hop-Szene in einem Live Re-enactment zusammen. Gemeinsam mit dem Moderator Tyron Ricketts werfen sie in der letzten Folge einen Blick in die Zukunft und besprechen, wie viel Hip-Hop eigentlich in einem queerfeministischen Utopia steckt.

Tschabalala Self, Seta's Room 1996, 2022, Courtesy des Künstlers und Pilar Corris, London, © Tschabalala Self

THE CULTURE. HIP-HOP UND ZEIT­GE­NÖS­SI­SCHE KUNST IM 21. JAHR­HUN­DERT

29. FEBRUAR – 26. MAI 2024

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