Vom 21. Septem­ber 2023 bis zum 14. Januar 2024 präsentiert die SCHIRN in ihrer öffentlichen Rotunde MARUŠA SAGADIN mit einer neuen interaktiven Installation. Hier sind 5 Gründe, weshalb die Ausstellung den Besuch wert ist.

1. Eine interaktive Kunsterfahrung zu Ehren Sloveniens

Anlässlich des Ehrengastauftritts Sloweniens auf der Frankfurter Buchmesse 2023 präsentiert die SCHIRN vom 21. September 2023 bis zum 14. Januar 2024 eine ortspezifische Installation von Maruša Sagadin in der Rotunde. Mit „Luv Birds in toten Winkeln“ interagiert die Künstlerin mit den Bedingungen des halböffentlichen Raums und versammelt monumentale Skulpturen aus drei zentralen Werkgruppen, die an Durchgänge, Säulen und Bänke erinnern und von den Besucher*innen durchquert und zum Verweilen genutzt werden können. Die Ausstellung  wird am 20. September 2023 um 19 Uhr mit DJ Anásta von Ustanova Plattform (Ljubljana) eröffnet.

Maruša Sagadin, Summer, 2020, Courtesy Christine König Galerie, Wien und die Künstlerin, Werk © Maruša Sagadin / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto © Philipp Friedrich
2. Nachdenken über Ungleichheiten, aber mit Augenzwinkern

Mittels Humor und Übertreibung in ihrer Formensprache und in der Verwendung von Farben deckt Sagadin gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen im gebauten Stadtraum auf und bricht mit etablierten Codes der Kunstbetrachtung.

Marie Oucherif, Kuratorin der Ausstellung, betont:
„In ihren Arbeiten beschäftigt sich Maruša Sagadin mit Fragen zu Raumentwürfen, Bildhauerei und Feminismus. Diese drei Elemente vereint die Installation in der Rotunde der SCHIRN und regt damit zum Nachdenken über soziale und geschlechtliche Ungleichheiten an, die in den öffentlichen Stadtraum eingeschrieben sind. Nichtsdestotrotz geschieht dies immer mit einem Augenzwingern – Sagadins Werke verbinden Leichtigkeit und Freude mit tiefgründiger Reflexion.“

Maruša Sagadin, Schlechter Witz, Detail, 2023, Comissioned by Schirn Kunsthalle Frankfurt, Werk © Maruša Sagadin / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto © Simon Veres
3. ARCHITEKTUR NEU ENTDECKEN

Sagadins Augenmerk liegt auf wenig beachteten architektonischen Strukturen, die sie mit neuen Bedeutungen, Funktionen und physischen Assoziationen belegt. Mit dem toten Winkel als gedanklichem Ausgangspunkt ihrer Installation in der Rotunde der SCHIRN nimmt Sagadin Widersprüchlichkeiten in den Blick, die im Stadtraum sekundären Architekturen wie Treppen, Gehsteigkanten oder Häuserfluchten innewohnen. So können tote Winkel per Definition schwer einsehbar, gefährlich oder hinderlich sein, gleichzeitig aber auch als Orte des Rückzugs, Ausruhens oder Versteckens genutzt werden. Mit „Luv Birds in toten Winkeln“ verweist die Künstlerin auf Orte in der Peripherie unseres Blicks und die Möglichkeit, ihnen neue Bedeutungen zuzuschreiben.

Maruša Sagadin, Paravent, 2022, Courtesy Christine König Galerie, Wien, Cukrarna gallery, Ljubljana und die Künstlerin, Werk © Maruša Sagadin / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto © Andrej Peunik / MGML
4. Mit Zungen, Nasen und Bäuchen gegen normative Festschreibungen

Ihre Skulpturen aus Holz, Beton und Karton vermitteln durch ihre kulissenhafte Anmutung, bunte Farben, cartooneske Elemente und ausufernde Formen eine Zugänglichkeit, die zu einer unmittelbaren Interaktion einlädt. Die humorvollen Titel der Arbeiten wirken dabei oft wie parodierte Sprichwörter, die spielerisch den Bruch zwischen Sprache und Zuordnung aufzeigen. Wiederkehrende Elemente in Sagadins Werken sind stilisierte Körperformen, die Intimität erzeugen: So treten etwa die vier eigens für die Ausstellung entstandenen Arbeiten „Luv Bird (Noses)“, „Luv Birds (Tongues)“, „Luv Bird (Belly)“ und „Schlechter Witz“ (alle 2023) durch überproportionierte Körperteile in direkte Beziehung mit den Betrachter*innen. Riesige Nasen, leckende Zungen oder ein rundlicher Bauch widersetzen sich zudem konventionellen Zuschreibungen und fragen danach, wann Körper(teile) aus der sie umgebenden Norm fallen.

Maruša Sagadin, Luv Bird (Noses), Detail, 2023, Comissioned by Schirn Kunsthalle Frankfurt, Werk © Maruša Sagadin / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto © Simon Veres
5. Eine Kunstbetrachtung der anderen Art

Arbeiten wie „Paravent“ (2022) oder „Nasse Füsse“ (2022) unterbrechen die gewohnten Durchgänge durch die Rotunde, sie schaffen Zwischenräume für alternative Perspektiven und eröffnen neue Wege durch den Raum. Daneben bieten die skulpturalen Bänke „Selbe Schuhe, andere Wohnung (Luisa)“, „Schlechte Laune ohne Kiosk und Küche (Juliana)“ oder „Summer“ (alle 2020) an, auf ihnen zu verweilen und wie auf gemütlicheren Gehsteigkanten zu sitzen. Damit rebellieren sie gegen die traditionelle Vorstellung einer aktiv-rationalen Kunstrezeption, die aufrechten Körpern vorbehalten ist. Gleichzeitig fordern sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit etablierten Formen der Kunstbetrachtung auf, indem sie zur ästhetischen Betrachtung im Ruhen anleiten.

Maruša Sagadin, Selbe Schuhe, andere Wohnung (Marjetka), 2020, Courtesy Christine König Galerie, Wien und die Künstlerin, Werk © Maruša Sagadin / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto © Cäcilia Brown

MARUŠA SAGA­DIN. LUV BIRDS IN TOTEN WINKELN

21. SEPTEMBER 2023 – 14. JANUAR 2024

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