Die Begegnung mit den Filmen von Nathalie Djurberg und Hans Berg hat etwas von einer Verführung – unmittelbar ziehen sie die Betrachter an, hinein in farbenprächtige, von hypnotischer Musik begleitete Welten.
Die Schirn stellt das Werk des schwedischen Künstlerpaars erstmals in einer umfangreichen Überblicksausstellung in Deutschland vor. Zu sehen sind rund vierzig Video- und Soundarbeiten der letzten zwei Jahrzehnte. In spielerisch erzählten, düsteren Fabeln voller schwarzem Humor werden die großen Fragen der Menschheit verhandelt.
Bereits im Jahr 2003 wurde Nathalie Djurberg mit ihren Stop-Motion-Filmen bekannt – eine langsame, sehr aufwendige Animationstechnik, bei der mit einer Serie von Standbildern die Illusion einer Bewegung erzeugt wird, die seit 2004 durch die Musik von Hans Berg ergänzt wird. Zu jedem Film komponiert Berg einen spezifischen Sound. Die Ausstellung beleuchtet das gemeinsame künstlerische Schaffen von Nathalie Djurberg und Hans Berg. Das Künstlerpaar arbeitet dabei ganz intuitiv im jeweils eigenen Medium – ohne vorgefertigtes Skript, Storyboard oder festgelegten Spannungsbogen. Das Prozesshafte des Arbeitens steht im Vordergrund, sie versuchen nicht, ein Ende zu finden, sondern es kommt auf den Prozess selbst an. Durch das Zusammenspiel von Skulptur, bewegtem Bild und Sound werden die Betrachter von einem Sog erfasst, dem sie sich kaum entziehen können.
Die Filme ergründen die Grenzen des menschlich Erträglichen
Die Künstler nehmen die Besucher der Ausstellung mit auf eine Reise ins Innere des Menschen – mit Filmen, die absurden Träumen wie auch verdrängten Erinnerungen gleichen und atmosphärisch verdichtet die Grenzen des menschlich Erträglichen ergründen.
Die Ausstellung gruppiert sich um drei großformatige Rauminstallationen, die in Deutschland in dieser Zusammenstellung noch nie öffentlich zu sehen waren: „The Parade“ (2011), „The Potato“ (2008) und „The Experiment“ (2009). Die frühesten Arbeiten stammen aus dem Jahr 2003 und sind noch vor der Zusammenarbeit von Nathalie Djurberg und Hans Berg entstanden. Bis heute versteht sich die Künstlerin in erster Linie als Malerin. In der Folge entstanden dann erste Filme mit Knetanimationen, zunächst einfache, kurze Szenen, die dann zunehmend komplexer werden und ab 2004 um die jeweils eigens von Hans Berg komponierte Musik erweitert wurden.
Die Ausstellung präsentiert auch zahlreiche in den letzten Jahren entstandene Arbeiten, darunter die beiden Skulpturen: „Cheer Up – Yes You Are Weak And Yes, Life is Hard“ (2018) und „My Fixation With Making You Happy And Content“ (2018). Wie in vielen Werken von Djurberg und Berg wird die Tierwelt hier vermenschlicht, ein Mittel zur Darstellung menschlicher Brutalität und Bestialität, das man auch aus Fabeln oder Märchen kennt.
Zu sehen ist auch die erste Virtual Reality Arbeit der Künstler
Mit ihrer ersten Arbeit in Virtual Reality (VR), „It Will End in Stars“ (2018), erproben die Künstler erstmals für die Ausstellung eine neue Erzählmethode, die dennoch ihre eigene bleibt und auf traditionellen analogen Techniken aufbaut, auf Handzeichnungen und mit der Hand geformten Figuren, die mühsam eingescannt und animiert wurden. In dieser VR-Arbeit verbindet sich ihr Stil des Handgemachten mit digitaler Technologie.
Es gibt starke Bezüge zu den frühen animierten Kohlezeichnungen der Künstlerin. Zu den ganz neuen Werken für die Ausstellung gehört unter anderem auch „One Need Not Be a House, The Brain Has Corridors“ (2018). Pulsierende Musik begleitet die Betrachter durch verwinkelte Korridore, in denen Figuren aus früheren Filmen wieder auftauchen wie etwa der Wolf, womöglich ein Alter Ego der Künstlerin.