Martina Weinhart war beim Kunstfest Weimar, um in einem Vortrag die Ausstellung „Weltenwandler. Die Kunst der Outsider“ vorzustellen. Im öffentlichen Raum hat sie eine Skulptur von Thomas Schütte entdeckt.
Gerade zu Ende gegangen: das Pèlerinages-Festival in Weimar. Auf der Treppe zum Neuen Museum wohnt der „Große Geist“ von Thomas Schütte. Der große Geist heißt in Weimar eigentlich immer Goethe, zuweilen auch Schiller. Hier nimmt er eine etwas andere Form an. Geschraubt, gedreht, gedrechselt – etwas unförmig und manieriert gibt er eher die Karikatur eines Denkmals.
Selbstbewusst tritt diese zum Mann gegossene goldene Wurst der Klassik entgegen, halb abwehrend, halb einladend – vielleicht zum Besuch der mehr zeitgenössischen Kunst hinter dem Eingang.
Hier schaut er gerade auf ein Banner, das eine Ausstellung von Art-brut-Werken aus Gugging ankündigt. Symbolträchtiger kann eine Begegnung kaum sein: Anti-Klassik trifft Anti-Klassik auf klassischem Boden. Diese Wucht kann man nur verstehen, wenn man die Last der Geschichte dieses Ortes erlebt.
Nicht auf dem Bild ist die schlechte Nachbarschaft – sozusagen. Um die Ecke des Neuen Museums steht ein klassizistischer Bau aus totalitärer Zeit: das Gauforum. Die zentrale Verwaltung der NSDAP in der Gauhauptstadt Weimar war vormals die Flanke des „Platzes Adolf Hitler“. Die „Halle der Volksgemeinschaft“ auf der anderen Seite ist heute ein Shopping Center.