Gonjasufi ist viel unterwegs: Als Sänger, DJ, Schauspieler und nebenbei auch als Yogalehrer. Am 7. April tritt er bei SCHIRN AT NIGHT auf, vorher hat das SCHIRN MAG mit ihm über seine Musik und sein Programm für Samstagabend gesprochen.
Gonjasufi, Sie arbeiten als DJ, Sänger und Schauspieler. Was inspiriert Sie bei der Kreation neuer Musikstücke?
Menschen, Vögel, Bäume, die Bienen, der Ozean, Familie, die Natur, die Möglichkeit zu atmen und sich seiner selbst bewusst zu werden. Die Fähigkeit, etwas zu schaffen und zu formen, das unsichtbar ist - das ist meiner Meinung nach die höchste Form der Magie.
Wie ich gelesen habe, arbeiten Sie nebenher auch noch als Yogalehrer. Inwiefern beeinflusst dies Ihre Arbeit?
Inzwischen unterrichte ich Yoga nur noch für meine Kinder und für einige Menschen in meinem engeren Umfeld - Leute, mit denen ich zusammenarbeite. Ich habe schon seit Jahren nicht mehr vor einer Klasse oder einem Yogakurs gestanden. Die westliche Welt ist einfach so oberflächlich geworden und hat alles in ein McDonald's „Happy Meal“ verwandelt - und daran möchte ich nicht länger Teil haben.
Als ich Ihr Album „A Sufi and a Killer“ zum ersten Mal durchgehört habe, weckte es Bilder von ekstatischen Ritualen und Mystizismus, aber auch von tiefer innerer Versunkenheit und Meditation - eine außergewöhnliche Mischung von Assoziationen, die ähnlich auch in Ihrem aktuellen Album Callus zu finden ist. Wie ist dieser einzigartige Stil entstanden?
Sagen wir so, der musikalische Stil entstand durch die direkte Konfrontation mit meinen Ängsten. Aus der Erkenntnis, dass der Weg zur Befreiung direkt durch die Angst hindurch führt. Aus dem Wissen, dass man die ganze Zeit behschützt ist und dass es so etwas wie den Tod nicht gibt - was, bedeutet, dass auch die Angst vor Schmerzen nur eine Illusion ist.
Und wie ist Ihr Verhältnis zu den Werken von Jean-Michel Basquiat?
Jean-Michel Basquiat hatte großen Einfluss auf meine Arbeiten der 1990er Jahre. Als ich seine Arbeiten sah, konnte ich mich sofort damit identifizieren -und fühlte mich fast magisch angezogen. Die Art, in der er alles vereinfachen konnte, was so kompliziert zu sein schien. Fast so, als hätte ein Kind die Zeichnungen angefertigt. Es wirkt so, als hätte er sich in seinen Werken seinen kindlichen Geist bewahrt, und daher können sich alle Menschen - ganz gleich welchen Alters - damit identifizieren, so wie auch Bob Marleys Musik in aller Welt wahrgenommen wird. Jean-Michel hat mir ermöglicht, die scharfen Kanten in mir selbst zu glätten und meine sanfte Seite zu akzeptieren, im Wissen, dass daraus letztlich wahre Stärke entsteht. Im Grunde, ich selbst zu sein und mir keine Gedanken darüber zu machen, was andere von mir denken.
Welche Rolle spielt Ihre afroamerikanische Herkunft in Ihrer Kunst - wenn überhaupt?
Meine afrikanische Abstammung hat mich in vieler Hinsicht geprägt. Das Leben hier in den USA als Person afrikanischer Abstammung ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Erfahrung. Amerika scheint sich bis heute des wahren Afrika nicht bewusst zu sein und betet immer noch einen weißen Jesus an, als Maskottchen der weißen Vorherrschaft. Im Wissen aufzuwachsen, dass Christus schwarz ist, war definitiv schon immer ein offenes Geheimnis, das ich mir immer wieder selbst vor Augen führen musste, während ich versucht habe, mich in dieser, sich überlegen fühlenden Nation zu behaupten.
So habe ich mich selbst, und viele andere Kirchgänger, oft gefragt: „Wenn du eines Tages in der Kirche stehen und feststellen würdest, dass das Jesusbild nicht länger einen Weißen, sondern einen Schwarzen zeigt, wärest du dann verletzt oder würdest du nach wie vor in die Kirche gehen?“ Stellen Sie sich nur einmal vor, wie wir, als Menschen anderer Hautfarbe, uns fühlen, weil wir die Wahrheit kennen! Aber ich bin Realist, also freue ich mich darauf, endlich einmal die Verbindung zu Afrika herzustellen und meinen Wurzeln auf eine Art und Weise näherzukommen, wie es mir bisher noch nicht möglich war.
Im Rahmen von Schirn at Night am 7. April können die Besucher Ihr DJ-Set hören. Welche Pläne haben Sie für Samstagabend?
Ich werde einen Haufen „electronic-weird-broken-dark-distorted-decrepit Beats“ spielen und mit etwas Afrobeat Jazz mischen - also alles, was Basquiat scheinbar auch gehört hat. Es wird „freefrom spontaneous“. Vielleicht spiele ich auch etwas unveröffentlichte neue Musik von mir. Ich werde mir einfach einen Spaß daraus machen, die ganze klebrige Schicht abzukratzen, mit der das Radio unsere Ohren verklebt hat. Wenn Sie also den Beat zu stolpernden BPMs halten können, werden Sie sicher auf mein Set stehen.