Architektur, Malerei, Literatur: Katalonien blickt auf ein reiches kulturelles Erbe zurück und hat etliche wichtige Künstler hervorgebracht – unter anderem Joan Miró.
Antoni Gaudí
Antoni Gaudí: Wer Barcelona bereist, der kann eigentlich nicht anders, als über mindestens eines seiner Bauwerke zu stolpern. Der berühmte katalanische Architekt (1852-1926) zeichnet unter anderem für die Sagrada Familia verantwortlich, hat den Güell-Park und die Casa Batlló entworfen und gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Katalanischen Moderne. Zahlreiche seiner Werke gehören inzwischen zum UNESCO Weltkulturerbe, er selbst erhielt den inoffiziellen Titel als „God’s Architect“.
Rafael Guastavino
Der zeitweilige Weggefährte von Antoni Gaudí (1842-1908) lebte einige Jahre in Barcelona, wo er die katalanische Architektur und insbesondere die volta catalana studierte: Dieses traditionelle, flache Gewölbe wird aus einzelnen Backsteinen gefertigt und verdankte seinem Namen einem Architekturkongress – tatsächlich kommt es nicht nur in Katalonien, sondern auch in weiteren Mittelmeerregionen vor. Guastavino perfektionierte dieses System: 1881 emigrierte er mit seinem Sohn nach New York City, wo er bald für sein patentiertes „Tile Arch System" berühmt werden sollte. Das simple, aber geniale Prinzip des sich selbst stützenden, aus zahlreichen Fliesen gefertigten Gewölbes findet sich noch heute unter anderem in der noblen „Oyster Bar“ in der Grand Central Station sowie im Bridgemarket. 2014 widmete das Museum of the City of New York Rafael Guastavino die Ausstellung „Palaces for the People“.
Albert Serra
Der vielleicht wichtigste zeitgenössische katalanische Regisseur ist zugleich einer der außergewöhnlichsten im aktuellen Filmbetrieb. Albert Serra arbeitet mit maximaler Reduktion und gern mit Laiendarstellern direkt am Ort des Geschehens, Dialoge werden improvisiert, eine perfekte Auflösung oder Ausleuchtung sind weniger wichtig als Intensität und Konzentration auf das Nötige: Eine gute Geschichte, glaubwürdige Charaktere. Filme wie „HISTÒRIA DE LA MEVA MORT“ (2013) werden weltweit gefeiert und mehrfach ausgezeichnet; sein Debüt „Honor de Cavalleria“ (2006) wurde unter anderem auch in der SCHIRN als Lieblingsfilm von Marine Hugonnier in einem Double Feature präsentiert.
Joan Miró
Die katalanischen Landschaften mit ihren bäuerlichen, oft ärmlichen Ansichten waren eine frühe und wichtige Inspirationsquelle für den spanischen Künstler, die oft auch im jeweiligen Bildertitel genannt wird (zum Beispiel in „The Farm (La Masia)“). Mit seinem Umzug ins urbane Paris entfernte sich Joan Miró zunehmend von konkreten Vorlagen der Natur, behielt diese aber weiterhin als Inspiration im Kopf, was Motive wie das abstrakte „The Hunter (Catalan Landscape)“ belegen.
Salvador Dalí
Auch der berühmte spanische Surrealist und Exzentriker ist gebürtiger Katalane. Dalí wurde 1904 in Figueres nahe der französischen Grenze geboren und verbrachte dort auch seine Kindheit. Später zog es ihn nach Madrid und in die Welt hinaus, nach Paris, London und in die USA, bis er schließlich wieder nach Figueres zurückkehrte. Im Alter von 84 Jahren starb Salvador Dalí, seine Beerdigung fand in derselben Kirche statt, in der er bereits getauft worden und zur Kommunion gegangen war.
Pablo Picasso
Der wohl berühmteste spanische Künstler aller Zeiten wurde selbst 1881 im südspanischen Malagá geboren. Katalonien spielte aber immer wieder eine wichtige Rolle für sein Leben und seine Arbeit: Im Alter von sieben Jahren zog die Familie ins katalanische Barcelona, das Pablo Picasso fortan immer wieder als seine eigentliche Heimat bezeichnen sollte und in das er immer wieder zurückkehrte. Viele seiner Freunde waren Künstler und Schriftsteller aus der Region, er selbst lernte später Katalanisch – und gerade in den frühen Bildern setzte der Maler immer wieder typische Motive des katalanischen, bäuerlichen Lebens in Szene.
Mercè Rodoreda i Gurguí
Mercè Rodoreda gilt als eine Koryphäe der katalanischen Literatur. Als eine der wenigen bekannten Schriftsteller aus der Region schrieb sie selbst in katalanischer Sprache, ihr Roman „La plaça del Diamant“ wurde als „The Time of The Doves“ weltberühmt und in über 30 Sprachen übersetzt. Die assoziativ erzählte Geschichte über eine junge Frau im Barcelona vor, während und nach dem Spanischen Bürgerkrieg schrieb Rodoreda im Exil.
Ramon Casas i Carbó
Der gebürtige Katalane (1866-1932) war so etwas wie der Haus- und Hofmaler der regionalen intellektuellen und politischen Elite. Als Grafiker prägte er die Entwicklung der Katalonischen Moderne, deren künstlerische Avantgarde sich rund um die Bar Els Quatre Gats formierte. Neben Barcelona war Casas i Carbó in Paris zu Hause, Arbeiten aus dieser Zeit wurden unter anderem auch in der SCHIRN Ausstellung „Esprit Montmartre“ präsentiert.
Josep Maria de Sagarra
Der 1894 in Barcelona geborene Dichter gilt als einer der wichtigsten und erfolgreichsten katalanischen Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts. Neben Romanen hat er etliche Gedichtbände, Theaterstücke, aber auch Aufsätze und Artikel veröffentlicht und wichtige Werke von Dante, Molière, Gogol und Shakespeare übersetzt. Sagarra war allerdings auch einer der umstrittensten Katalanen: Adelige Kreise nahmen ihm übel, dass er Details aus dem Leben der oberen Gesellschaftsschichten in seinen Geschichten öffentlich machte, während die katalanischen Künstler- und Intellektuellenzirkel ihn spätestens mit der Annahme des Verdienstkreuzes 1960 durch die Franco-Regierung als Unterstützer des Regimes kritisierten.
La Banda Trapera del Río
Die 1976 gegründete Punkband soll den ersten auf Katalanisch gesungenen Rocksong der Welt aufgenommen haben: „Ciutat podrida“, zu Deutsch: verfaulte Stadt, der zur Hymne der Gegen- und Protestbewegung in den letzten Jahren des Franco-Regimes wurde. Bis heute gilt die 2010 aufgelöste Band als ein wichtiger Vertreter des Rock català.