Die Altstadt in Frankfurt ist neu und die SCHIRN ist mittendrin – und das schon seit 1986. Aber: was hat die SCHIRN eigentlich mit Wurstständen zu tun? Und wie sah es früher in ihrer Nachbarschaft aus?
In eigener Sache: Die zehn wichtigsten Fakten zur SCHIRN, die man wissen sollte.
1. Vor der Kunst gab’s Wurst
Der Name der SCHIRN, auch Scharn oder Schranne, kommt von den Verkaufsständen, die im Mittelalter in der Altstadt Fleisch und Wurst angeboten haben – meistens mit Brötchen. Zu der Zeit war Frankfurt nach Handwerkszünften organisiert, denen vom Stadtrat bestimmte Straßen zugewiesen wurden. Die Straße der Metzger nannte sich die „Lange Schirn“. In Erinnerung an die mittelalterlichen Wurststände wurde am Roten Haus in der neuen Altstadt ein Vorbau eines Verkaufsstandes rekonstruiert.
2. 140 Meter und 50 Pfeiler
Die SCHIRN wurde vom Architekturbüro BJSS (Dietrich Bangert, Bernd Jansen, Stefan Jan Scholz & Axel Schultes) errichtet. Über eine Länge von 140 Metern stehen 50 quadratische Pfeiler, die die Nordseite der SCHIRN gliedern. Immer wieder beliebt als Fotospot, vor allem bei Hochzeitspaaren, die im nahegelegenen Standesamt im Römer getraut werden.
3. Fachwerk war gestern
2012 verwandelte die Künstlerin Bettina Pousttchi die SCHIRN in ein temporäres Fachwerkgebäude. Dazu verwendete sie traditionelle Formen, wie sie in alten Frankfurter Fachwerkhäusern vorkommen, etwa am Haus Wertheym gegenüber des Historischen Museums. Diese Formen wurden in der Schirn-Rotunde und entlang der Nordseite an den Fenstern angebracht – auch ein Kommentar der Künstlerin auf den Baubeginn der neuen Altstadt, der damals unmittelbar bevor stand.
4. Die SCHIRN hübscht sich auf
Seit Gründung der SCHIRN 1986 wurden die 1.600 qm2 Ausstellungsfläche von 8.802.962 Paar Füßen abgelaufen. Der Parkettboden hat seitdem über 240 Ausstellungen gesehen und musste zwei Abschliffe über sich ergehen lassen. Daher wird im Zuge der Sanierung der Schirn diesen Sommer ein neues Parkett verlegt, außerdem werden die Klimatechnik sowie die Elektroverkabelung erneuert und BOS-Funkverstärker für die Feuerwehr eingebaut.
5. In kreisender Bewegung
Die frei zugängliche Rotunde ist zentraler Bestandteil der SCHIRN, sie verbindet Innen und Außen – als Eingang zur Kunsthalle, als Ausstellungsfläche und als Bindeglied zwischen Dom und Römer. Von pendelnden Uhren, über silberne Wolken bis hin zu Wasserfontänen und Erbsenstraßen: Jedes Jahr gestalten Künstlerinnen und Künstler speziell für die SCHIRN Rotunde ortsspezifische Arbeiten und verleihen dem charakteristischen Raum so eine neue Atmosphäre.
6. Tischlein deck‘ dich
Zur Architektur der SCHIRN gehörte bis 2012 auch der sogenannte „Tisch“, eine viereckige Plattform auf hohen Pfeilern, angesiedelt zwischen dem Schirn Café und dem archäologischen Garten. Gegessen wurde daran nicht, der Tisch war vielmehr Teil des freistehenden Treppenhauses und wurde als Veranstaltungs-, Workshop- oder Ausstellungsfläche genutzt. 2012 musste er weichen, um Platz für die Neubauten der Altstadt zu machen.
7. Markt auf dem Samstagsberg
Man nimmt es wegen der weitläufigen Treppen kaum wahr, aber die SCHIRN wurde über einem Hügel erbaut, dem sogenannten Samstagsberg. Auf der Ostseite des Römers steigt das Gelände bis zum SCHIRN Café hin an und fällt dann bis vor den Domturm wieder ab. Der Hügel erhielt seinen Namen vermutlich von dem Markt, der hier schon vor einigen Jahrhunderten samstags stattfand. Heute befinden sich unter dem Berg eine Tiefgarage und die U-Bahn-Station Dom/Römer.
8. Königliche Nachbarn
Direkt neben der SCHIRN befindet sich ein archäologischer Garten mit Mauerresten aus römischer Antike und dem Mittelalter, der Ursprung der Stadt Frankfurt am Main. Hier stand im 8. Jahrhundert auch die königliche Pfalz der Karolinger. Die Fundamente wurden 1972/73 beim Bau der U-Bahn-Station freigelegt. Das neu errichtete Stadthaus gibt dem archäologischen Garten ein Dach über dem Kopf und ist nun Teil des Archäologischen Museums.
9. Farbspiel im Foyer
2002 wurde das Foyer der SCHIRN umgestaltet. Das Architekturbüro Kuehn Malvezzi erhielt den Auftrag für ein neues Raum- und Lichtkonzept sowie ein stringentes Besucherleitsystem. Damit hielten die großen Leuchtwände Einzug in die SCHIRN, die seitdem für eine einzigartige Atmosphäre im Foyer sorgen. 14 Jahre später, 2016, wurden die Leuchtwände und die Ausstellungsbeleuchtung unter Berücksichtigung aktueller Klimaschutzanforderungen auf LED umgerüstet.
10. Ort der Entdeckungen
Mit dem Blick aus der Gegenwart realisiert die SCHIRN große Überblicksausstellungen, konzentrierte Themenausstellungen und umfangreiche Retrospektiven – von der Moderne bis heute. Dabei die Dinge neu zu sehen und vor allem auch Diskussionen anzustoßen, gehört zu den Kernaufgaben der SCHIRN.