DOUBLE FEATURE
Seit nunmehr sechs Jahren bietet die SCHIRN ein Forum für nationale und internationale Film- und Videokünstler*innen. Im Gespräch mit den SCHIRN Kurator*innen geben internationale Künstler*innen tieferen Einblick in ihre Arbeit und insbesondere in ihr filmisches Interesse. DOUBLE FEATURE versteht sich als Plattform für ganz unterschiedliche Tendenzen und Ausdrucksformen der künstlerischen Filmproduktion sowie der Gegenüberstellung bekannter und weniger bekannter Positionen. Im Jahr 2019 erwarten das Publikum u. a. Beiträge von Mikhail Karikis, Pedro Barateiro und Mario Pfeifer. Künstlerinterviews gibt es außerdem auf dem Youtube-Kanal der SCHIRN.
Double Feature versteht sich als Plattform für ganz unterschiedliche Tendenzen und Ausdrucksformen der künstlerischen Filmproduktion sowie der Gegenüberstellung bekannter und weniger bekannter Positionen.
MIKHAIL KARIKIS
Kann Sound sozio-politischen und physischen Wandel beeinflussen? Der griechisch-englische Künstler Mikhail Karikis erforscht die Rolle von Klang und menschlicher Stimme bei der Ausbildung von Gemeinschaftssinn.
Karikis’ medienübergreifende Installationen basieren auf langzeitigen Kollaborationen mit Kindern und Jugendlichen. Formen von Gemeinschaft und die Träume der kommenden Generation stehen in seinen Werken im Mittelpunkt.
PEDRO BARATEIRO
Sprache, Technologie, Information, Distribution – Pedro Barateiro nimmt mit seinen Filmen, Skulpturen, Performances und Installationen die Mechanismen und Strukturen postkapitalistischer Gesellschaften in den Blick, die sich in Vorstellungen, Gedanken und den Alltag einschreiben. Ausgehend von Motiven der Popkultur, historischen Fakten, literarischen und theoretischen Texten sowie anderen Materialien untersucht der Künstler, wie konstruierte Narrative unsere Realität beeinflussen und manipulieren.
MARIO PFEIFER
Mit einem kulturanthropologischen Blick erkunden Mario Pfeifers Videoarbeiten die Verflechtungen von Identität und Kultur mit den sozioökonomischen und -politischen Strukturen verschiedenster Gesellschaften, häufig ausgehend von einer Zusammenarbeit mit lokalen Protagonist/innen. Dabei hinterfragen Pfeifers Arbeiten, die zwischen dokumentarischem Ansatz und ästhetischer Inszenierung balancieren, zugleich die ihnen zugrundeliegenden Konventionen visueller, filmischer Repräsentation.
LIV SCHULMAN
Wortschwalle zur Kunst, zur liberalen Marktwirtschaft, zur Marximuskritik oder zur Psychotherapie sprudeln aus den monologisierenden Protagonisten in den Filmen, Performances und Romanen der argentinischen Künstlerin Liv Schulman (1985). Die Bedeutung des Gesagten verliert sich in Phrasen, wird entfremdet und mündet letztendlich in der ausweglosen Suche nach Sinn.
ALEKSANDAR RADAN
Die Filmarbeiten von Aleksandar Radan basieren auf Modifikationen von vorgefundenen Computerspielen, die als modding bezeichnet werden. Radans Fokus richtet sich auf Avatare, die er in Computerspielen findet und modifiziert und mit zusätzlichem found-footage kombiniert. Der in Offenbach geborene Künstler zeigt seinen Film "This water gives back no image", mit dem er 2018 auf dem internationalen Filmfest Lago den Preis für den besten Experimentalfilm gewann.
ROSA AIELLO
Literatur und die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten von Narration spielen eine wesentliche Rolle in Rosa Aiellos Arbeiten, die sich zwischen Fotografie, Film und Performance bewegen. Ausgehend von Patricia Highsmiths Erzählungen "Little Tales of Misogyny" entwickelt Aiello eine Serie von Fotografien und den Film "The Coquette". In diesem zeigt die Künstlerin stereotypische Frauenfiguren und Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern auf und fokussiert dabei die Bedeutung von Sprache.
GERARD BYRNE
Gerard Byrne untersucht die Konstruktion von Bildern, deren Vermittlung und wie kollektive Momente geschaffen werden. Seine Arbeiten basieren häufig auf Fotomaterial aus Magazinen der 60er bis 80er Jahre, die sich in seinen filmischen und fotografischen Umsetzungen einer anderen Gegenwart behaupten. Byrnes Film "In Our Time" (2017), der bei den Skulpturen Projekten in Münster zu sehen war, spielt trotz aktuellster Filmtechnik offensichtlich nicht in unserer Zeit.
CLEMENS VON WEDEMEYER
In seiner Filmarbeit "Transformation Scenario" (2018) geht Clemens von Wedemeyer der Frage nach, inwieweit das von computererzeugten Algorithmen simulierte Leben unsere Wahrnehmung von Menschenmassen, aber auch unsere Gesellschaft beeinflussen könnte. Parallel laufende Sequenzen realer und fiktiver Bilder bilden in Kombination mit virtuellen Szene einer "Crowd-Control-Software" eine Erzählung, in der das simulierte Leben zum Idealbild wird.
DAMIR OČKO
In Damir Očkos Arbeiten „Dicta I“ und „Dicta II“ steht die Komplexität von Sprache im Mittelpunkt. „Dicta I“ basiert auf Bertolt Brechts autobiografischem Werk „5 Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit“, das er während seiner Flucht vor dem Naziregime verfasste. „Dicta II“ ist um eine Reihe von „safewords“ konstruiert – Begriffe, die den sofortigen Abbruch sexueller Praktiken garantieren sollen.
SANDRA SCHÄFER
Ausgehend von Recherchen vor Ort, zeigt Sandra Schäfer in „Constructed Futures: Haret Hreik“ das Verhältnis von Erinnerung und Wiederaufbau im Beiruter Stadtviertel Haret Hreik, das 2006 durch israelische Luftangriffe zerstört und in der Folge von der Hisbollah rasch wiederaufgebaut wurde. Dieses Wiederaufbauprojekt ist Teil eines kriegerischen Konflikts und geopolitischen Gefüges, in dem Architektur an der Herstellung von Raum, Landschaft und Erinnerung beteiligt ist.
SHEN XIN
Sensibel und sinnlich nähert sich Shen Xins Film "Warm Spell" an den ökonomischen, ökologischen und kulturellen Wandel an, den die thailändische Insel Ko Yao Yai zurzeit erlebt. Dürreperioden und Überschwemmungen, Investoren und Gastarbeiter, Touristen aus Europa und Asien verändern das Leben vor Ort. Von dokumentarischem Material ausgehend, spinnt Shen Xin eine träumerisch-surreale Geschichte um eine geisterhafte Präsenz auf der Insel, die die Erfahrungen lokaler Protagonisten mit intimen, persönlichen Eindrücken einer Reise verbindet.
HANNAH PERRY
„Could I have said one small thing to make you happy?” Hannah Perry verarbeitet in Ihrer Arbeit „Gush“ den plötzlichen Verlust ihres Freundes. Sie geht der Frage nach, wie Gefühle, Erinnerungen und Traumata in einer posthumanen Gesellschaft überhaupt reflektiert werden. Dabei entwickelt sie von ihren persönlichen Erfahrungen ausgehend, ein breites Netz an Referenzen und zeigt dabei soziokulturelle Parameter auf.