GLAM! THE PERFORMANCE OF STYLE
Glam bezeichnet den extravaganten Stil, den Musiker wie David Bowie und Marc Bolan in England in den frühen 1970er-Jahren populär machten und der mit seiner respektlosen Verbindung von Hoch- und Subkultur sowie der Infragestellung gesellschaftlich tradierter Begriffe wie Identität und Geschlecht zum weltweiten Phänomen wurde. Ihren Ursprung hatte die Bewegung in der britischen Kunsthochschulszene, wo der Maler und Grafiker Richard Hamilton mit der These, dass alle Kunst gleichberechtigt sei, starken Einfluss auf Bryan Ferry ausübte. Dieser sollte als Kopf der Band Roxy Music zum Inbegriff des absoluten Kunstprodukts des Glam werden, indem er Avantgarde, Pop-Art und Camp zu einer ultraartifiziellen Ästhetik verband.
Die Ausstellung -- organisiert von der Tate Liverpool in Kooperation mit der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT und dem Lentos Kunstmuseum Linz -- zeigt erstmals den vielfältigen Einfluss, den die Glam-Ära auf Film, Fotografie, Mode, Grafikdesign, Performance- und Installationskunst, Malerei und Bildhauerei hatte. Neben rund 150 Werken von u. a. Guy Bourdin, Gilbert & George, Peter Hujar, Derek Jarman, Ray Johnson, Allen Jones, Jürgen Klauke, Ed Paschke, Sigmar Polke, Cindy Sherman und Andy Warhol runden Fotografien insbesondere von Mick Rock sowie umfangreiches Dokumentationsmaterial die Ausstellung ab.
VIDEO
KATALOG ZUR AUSSTELLUNG
Der Zeitraum zwischen 1970 bis 1975 stellt einen der seltenen Momente in der Geschichte dar, in dem ein Stil in alle Bereiche der Kultur vordrang, ob in Mode, Kunst, Film, Fotografie oder in die Popmusik. Die kongeniale Verschmelzung von Pop und bildender Kunst fand ihre konsequente Umsetzung in der Band Roxy Music, die die beiden Kunsthochschulabsolventen Bryan Ferry und Brian Eno 1971 gemeinsam gründen sollten: Von der Musik über die Covergestaltung bis hin zur Bühnengarderobe war das grelle Gesamtkunstwerk Roxy Music von kühl-präzisem Design, mondäner Erotik und einer ästhetischen Sensibilität aufgeladen, die Oberflächen, Codes und Zeichen aus der jüngeren wie fernen Vergangenheit erstmals als Stile verstand, die nun angewandt, frei gesampelt und neu abgemischt werden konnten -- Glam war geboren!
Jeder Gang vor die Tür war fortan ein Auftritt, bei dem man wild und fantastisch aussehen wollte: Ob mit Plateauschuhen, Federboa, paillettenbesetzter Tigerprintjacke, Glitzerkostüm, Lidschatten oder eng geschnittenen Lederhosen -- Stil wurde zur Pose, zum Ausdruck dramatischer Überinszenierung.