Ab 13. März findet in Frankfurt die Biennale der Lichtkultur statt. Wir verraten, wo die Lichter tanzen, wo die Wüste in ein Hochhaus kommt und wo man am besten seine Cocktails genießt.

Wenn man Freunden aus anderen Teilen der Welt erklären möchte, dass Frankfurt eigentlich ganz schön ist, stößt man schnell auf Unverständnis. Die meisten kennen nämlich nur den Flughafen oder das Messegelände. Eben dort findet die Messe Light+Building statt. Der Name lässt es erraten, es geht um Licht und darum, wie sich Gebäude mit Licht füllen lassen. Das interessiert vor allem Architekten, Innenarchitekten und Handwerker. Was man in Städten und anderen Räumen mit Licht anstellen kann, interessiert aber noch eine andere Berufsgruppe, nämlich Künstler. Die Light+Building denkt auch an Lichtkünstler, denn 2016 findet zum achten Mal die "luminale — Biennale der Lichtkultur" (komplettes Programmheft hier) statt. Und bei Neonlicht betrachtet ist Frankfurt besonders schön.

FESTIVALZENTRUM: NAXOSHALLE

In der Naxoshalle wurden Schleifmittel hergestellt, bevor dort das Theater Willy Praml eingezogen sind, und bevor Bornheim zum beliebten Wohnviertel geworden ist. In diesem Jahr ist hier wieder das Festivalzentrum der Biennale für Lichtkultur. In der Naxoshalle gibt es abends Installationen und Performances zu sehen, und mit den Luminale-Shuttlebussen ist sie auch leicht zu erreichen.

GRID Kinetische Licht und Sound Performance, Christopher Bauder und Robert Henke, Mousonturm

RAUM & LICHTINSTALLATION CRATER DUSK

In der Wüste von Arizona hat James Turrell 1975 einen erloschenen Vulkan gekauft: Roden Crater. Seit mehr als 40 Jahren arbeitet er daran, diesen Krater umzubauen. Was aussieht wie das Versteck eines James Bond-Superschurken, soll einmal eine Art Observatorium werden, angelehnt an die Inka-Pyramiden in Lateinamerika. Man kann den erkalteten Vulkan durch einen Tunnel betreten und sich von dort den Nachthimmel ansehen. Der Künstler hat in der Sky Lobby des Westend 1 Turms den Gebirgszug seines Privatkraters en miniature nachgebaut und den Raum mit Neonröhren ausgestattet. Das hat Turrell schon 1998 getan, aber im vergangenen Jahr hat der Raum noch einmal ein Update bekommen. Dazu hat der Frankfurter Cellist Frank Wolff ein Stück komponiert. Wer sich also den Krater über Frankfurt im Neonlicht zeigen lassen will, ist hier richtig.

DZ BANK, James Turrell, Crater Dusk, ©DZ BANK/James Turrell

LIGHT IN PRODUCTION

Dass es im Rhein-Main-Gebiet schon vor der Zeit der Glastürme beeindruckende Bürogebäude gab, zeigt ein Blick nach Höchst. Denn dort wurde 1924 das technische Verwaltungsgebäude der Hoechst AG fertiggestellt. Normalerweise kommt man dort nicht herein, aber zur Luminale lässt sich der Bau mit seiner farbenfrohen Eingangshalle besichtigen. Hier hat sich der Architekt Behrens von den geschwungenen Jugendstilornamenten des frühen 20. Jahrhunderts verabschiedet und ein Backsteingebäude gebaut, von außen schlicht, von innen bunt und an expressionistische Malerei angelehnt. Licht gibt es in dem Frankfurter Vorort natürlich auch zu sehen. Vor allem, weil hier nachts gearbeitet wird. Auch dieses eher unfreiwillige Lichtkunstwerk kann man sich ansehen: bei “Light in Production”, einer Rundfahrt durch den Industriepark Höchst, mit anschließender Führung durch den Peter Behrens-Bau.

THE WORLD OF APPEARANCES/BILL VIOLA

Wer noch nicht genug von hohen Türmen hat, kann sich wieder ein wenig in Richtung Innenstadt bewegen. Denn dort finden Besucher im Maintower Bill Violas Videoarbeit “World of Appearances” von 2000. Das sind zwei Leinwände, eine liegend, eine stehend. Hierbei spielt aber nicht nur Licht, sondern auch Wasser eine Rolle. Wasser als Metapher für die internationalen Finanzströme? Ist der Mann, der ins Wasser springt, die Personifikation der Finanzkrise? Egal welche Assoziationen man an diesem Ort hat, schön anzuschauen ist Violas Arbeit allemal.

Bill Viola, HELABA Main Tower, © Wolfgang Günzel

GRID. AUDIOVISUELLE LIVE-PERFORMANCE

Man kann eine Luminale-Nacht im Festivalzentrum in der Naxoshalle beginnen, beenden kann man die sie im Mousonturm direkt gegenüber. Normalerweise finden dort Tanzveranstaltungen statt. Zur Luminale bringen die Künstler Christopher Bauder und Robert Henke dort die Technik zum Tanzen. Dabei ist Bauder für das Licht verantwortlich, während Henke live Musik spielt. Von der Decke hängen bewegliche Neonröhren, die mit ihren Bewegungen auf Henkes Sound reagieren. Die Performance findet abends zu jeder vollen Stunde statt.

GRID Kinetische Licht und Sound Performance, Christopher Bauder und Robert Henke, Mousonturm

LIQUID SKY – MEETING POINT

Ata Macias ist im Frankfurter Nachtleben natürlich kein Unbekannter, denn er hat ein Café und ein Restaurant im Bahnhofsviertel und einen Club in Offenbach. Eigens für die Luminale eröffnet er eine Bar an der Ecke zur Münchener Straße, und in der Ankündigung heißt es, dass der Künstler Tobias Rehberger daran beteiligt ist. Ob man sich die Inneneinrichtung von Rehberger anschauen will, oder einfach nur einen Cocktail trinken will: Das ist der richtige Ort, um das Ende der Nacht noch ein bisschen hinauszuzögern.

Quelle: ampyourself.de