Impressionist war er nicht, mit Gauguin malte er nur kurz und Teil der Künstlergruppe der Nabis war er nicht sehr lange. Pierre Bonnard ist schwer einzuordnen. Doch gerade das macht ihn so interessant.
Pierre Bonnard (1867 -- 1947) wird immer wieder als der letzte Impressionist bezeichnet, doch das ist nur teilweise richtig: Seine Technik erinnert natürlich an die großen impressionistischen Meister, es ging ihm ebenfalls um das Spiel mit Licht und Farben. „Unser Gott ist das Licht" soll er einmal gesagt haben. Bonnards Arbeitsweise war jedoch eine andere als die der Impressionisten, denn es genügte ihm nicht, nur den Augenblick festzuhalten -- er wollte Allgemeingültiges darstellen. Über seine Sujets machte er sich intensive Gedanken, an seinen Werken arbeitete er oft viele Jahre.
Pierre Bonnard studierte zunächst Jura, doch neben seinem Studium an der Sorbonne besuchte er ab 1887 auch die Académie Julian, eine der zahlreichen privaten Akademien, die der offiziellen École des Beaux-Arts Konkurrenz machten. Dort lernte er Maurice Denis, Edouard Vuillard und Paul Sérusier kennen. Angeregt vom Malstil Paul Gauguins gründeten diese drei 1888 die Künstlergruppe "Les Nabis" (hebräisch Propheten). Sie propagierten die Abstraktion der Kunst vor allem mit dem Argument, dass ein Gemälde in erster Linie eine glatte Oberfläche sei, auf der unterschiedliche Farben nach einer bestimmten Ordnung aufgetragen werden.
Diese Auffassung kam Bonnard sehr gelegen. Er selbst hatte einige Zeit in Pont-Aven mit Gaugin gemalt und sich mit Bildkompositionen mit vereinfachten Umrissen auseinandergesetzt. In dieselbe Richtung weist auch sein Interesse für die fernöstliche Kunst, insbesondere für japanische Holzschnitte. Nachdem er den Nabis beigetreten war, bekam er folgerichtig den Beinamen (jeder in der Gruppe trug einen solchen) „Nabi japonard".
Der Einfluss des Holzschnitts zeigt sich bei Bonnard am besten in seinem graphischen Werk. 1881 erschien sein erstes Plakat "France-Champagne". Besonders auffällig ist die Reduzierung auf nur vier Farben, die Betonung der schwarzen Schrift und der schwarzen Umrisse. Es war dieses Plakat, das ihn bekannt machte und das für Toulouse-Lautrec der Anstoß war, sich mit Plakatkunst auseinanderzusetzen. Nach dem Erfolg mit "France-Champagne" hing er die Rechtswissenschaft endgültig an den Nagel. Das Werbeplakat für den Champagner ist in der Ausstellung nicht zu sehen, jedoch sein Plakat von 1894 für die Zeitschrift "La Revue Blanche", die den Nabis als öffentliche Plattform für ihre symbolistischen Anschauungen diente.
Aber nicht nur die Plakatkunst erlebte von 1880 bis 1900 ihre Blütezeit. Auch die Illustrationen der Zeit, besonders die der Nabis, waren richtungsweisend für die moderne Buchgestaltung. Bonnard gestaltete etwa Paul Verlains "Parallèlement", seine Illustrationen entstanden unter dem Einfluss des damals noch unbekannten Grafikers und Malers Odilon Redon. Es folgten die Lithografien zu Longus' "Daphnis et Chloé". Beides waren Auftragsarbeiten, die ihm der Kunsthändler Ambroise Vollard verschafft hatte. Die beiden verband eine enge Freundschaft, die sich unter anderem in Bonnards Porträt von Vollard von 1904/05 ausdrückt.
Bonnard war nicht lange Teil der Nabis, sein Malstil, etwa beim Porträt Vollards, erinnert mehr an den Impressionismus als an die "Flächigkeit" der Nabis. Dies gilt auch für zwei Straßenszenen von Montmartre, die in ihrer Darstellung des Montmartre nicht gegensätzlicher sein könnten.
Ersteres aus dem Jahr 1900 zeigt die Tristesse des Montmartre Hügels, die typischen Mühlen, die Allgegenwärtigkeit von Plakaten. Montmartre wie es eigentlich war: ländlich und arm. Viele Bilder Bonnards aber, vor allem die bis etwa 1903, wurden von belebten Straßenszenen geprägt, so auch sein Bild vom Moulin Rouge. Hier sitzen Menschen in Cafés, das berühmte Varieté leuchtet, Tristesse ist hier nicht zu finden.
Ab 1903 wurden Bonnards Motive häuslicher, er malte Frauen bei der Toilette oder Stillleben. Ab 1910 lebte er abwechselnd in Paris, der Normandie und Südfrankreich. Seine Arbeiten waren beim Publikum sehr gefragt, er stellte bei den bedeutenden Galerien Bernheim-Jeune und Durand-Ruel aus und hatte ein stetiges Einkommen.