Bildnisse begegnen uns kontextlos und stumm an verschiedenen Orten, es bleibt offen, ob wir uns selbst in ihnen wiederfinden oder ihr Blick uns stört.
RONI HORN
So verschieden die Medien sind, in denen sich die US-amerikanische Künstlerin Roni Horn ausdrückt, ist es doch eine Thematik, die sie in ihren Fotografien, Skulpturen, Installationen, Zeichnungen und Texten umtreibt: die der sich verändernden, unbeständigen Natur von Identität. Durch die Spiegelung von Bild- oder Objektpaaren etwa löst Horn, die 2009 mit einer großen Retrospektive unter anderem der Tate Modern in London und des Whitney Museum of American Art in New York bedacht wurde, im Wechselspiel von Ähnlichkeit und Differenz beim Betrachter Verunsicherung aus: Dieser kann eintreten in das Beziehungsgefüge aus einem vermeintlichen Ich und Du, sich selbst im zu- oder abgewandten Blick eines fotografierten Gesichtes suchen.
Zu einem solchen Dialog laden besonders die in Sequenzen angelegten fotografischen Porträts Roni Horns ein. Eine dieser Serien wird die Künstlerin in einem eigens für die SCHIRN konzipierten Ausstellungsprojekt 2013 in der SCHIRN-Rotunde sowie als Intervention im Frankfurter Stadtraum präsentieren. Bildnisse begegnen uns kontextlos und stumm an verschiedenen Orten, es bleibt offen, ob wir uns selbst in ihnen wiederfinden oder ihr Blick uns stört.
KATALOG ZUR AUSSTELLUNG
Roni Horn. Portrait of an Image
Die serielle Fotoarbeit „Portrait of an Image (with Isabelle Huppert)" basiert auf einer Zusammenarbeit zwischen Roni Horn und der französischen Schauspielerin Isabelle Huppert. Gemeinsam wählten sie frühere Rollen Hupperts aus, die dann für die Kamera wieder aufgeführt wurden. Für diese fotografischen Aufnahmen vergegenwärtigte sich Huppert ihr Repertoire, ohne Drehbücher oder die Filme selbst zu Hilfe zu nehmen, allein anhand ihrer Erinnerung.
Von der Schirn Kunsthalle ausgehend, platzierte Horn eine Auswahl dieser Motive im öffentlichen Raum von Frankfurt und dem RheinMain-Gebiet in irritierender Weise: Weder wurden die Künstlerin oder die sie ausstellende Institution namentlich genannt, noch ist die Arbeit durch einen Titel als künstlerisches Werk gekennzeichnet. Das unkommentierte Gesicht tauchte an Orten auf, an denen üblicherweise Werbung zu sehen ist -- Werbung, die in unserer Gesellschaft auf die Wirkungskraft von Gesichtern vertraut. In Horns Arbeit aber erscheinen die Porträts kommentarlos und werfen dadurch Fragen auf, etwa danach, wie und ob wir das Gesicht unseres Gegenübers auch ohne vorgegebenen Kontext lesen können.
Sonderedition
Als Weiterführung ihres Ausstellungsprojekts hat Roni Horn eine Edition bestehend aus den 16 im Stadtraum erscheinenden Motiven gestaltet, die als Postkartenblatt im Format 53,50 x 44 cm zusammengefügt sind. Auseinandergetrennt laden sie ähnlich spielerisch dazu ein, den Dialog mit den Gesichtern Hupperts weiterzuführen und andere ebenso daran teilhaben zu lassen.